Reintalerhof

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Der Reintaler Hof

Der Reintalerhof

Abschnitt 1

Von den ersten Quellen bis 1933

Letzte Aktualisierung: 17. 10. 2023

 

Die Einöde Reintal wird vermutlich schon vor 1640 bestanden haben. Sie gehörte ursprünglich zum Gericht Mittenwald.
Um 1720 war Blasius Seitz der Besitzer des Anwesens, nach ihm sein Sohn Vitus Seitz.

1743 kam das Anwesen zum Kloster St. Anton über Partenkirchen. Vermutlich um diese Zeit erhielt der Reintaler Hof, also der damalige Reintalbauer sein späteres Aussehen.

Das Wappen der Familie Pfeiffer, die Besitzer des Reintal Bauernhofs um 1800

Von ca. 1740 bis 1760 war Gabriel Karg der Eigentümer, danach Johann Pfeiffer.

Ab ca. 1816 bis ca. 1840 gehörte der Hof seinem Sohn Johann Georg Pfeiffer.

 

Links das Wappen der Familie Pfeiffer aus dem Jahre 1741.

Im Churbaierischen Regierungsblatt Nr. 18 vom 4. Mai 1803 findet sich in einer Anzeige des churfürstlichen Landgerichts Wertenfels folgender Eintrag aus dem Kirchenbuch der Pfarrei Partenkirchen:

1802 Gestorbene: Einöde Reinthal, 1 männlicher Erwachsener

Im Zusammenhang mit der Erstbesteigung der Zugspitze am 27.08.1820 durch Josef Naus, taucht auch der Reintaler Hof auf. Denn der Offizier Naus wurde von seinem Messgehilfen Maier und dem einheimischen Bergführer Johann Georg Deuschl begleitet. Dieser war Knecht im Reintaler Hof. Josef Naus wollte auf ihn nicht verzichten, da er bereits am 21. Juli bei seinem ersten Versuch der Zugspitz-Eroberung ohne Bergführer scheiterte.
1823 wurde die Zugspitze dann zum zweiten Mal bestiegen, und zwar durch den Maurermeister Simon Resch von Partenkirchen in Begleitung des sogenannten "Schaf-Toni" von Telfs, der damals Hirte im hinteren Rainthal war.

 

Dr. Dieterich zu Besuch beim Reinthal Bauern um 1830

1834 verfaßt der "Doktor der Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe, praktischer Arzt zu München und einiger gelehrter Gesellschaften Mitgliede", Dr. Georg Ludwig Dieterich (Ditterich) ein Buch zum "Kanizen Brunnen", bzw. dem Kainzenbad. Ein höchst vergnüglich zu lesendes Werk, das uns viel über die damaligen Badekuren erzählt.

Sein Buch "Der Kanizer Brunnen in Partenkirchen nebst seiner Umgebung" unterteilt er in einen Topographischen Teil, einen naturgeschichtlichen Teil und einen medizinischen Teil.

Der tüchtige Arzt schlägt natürlich auch Ausflüge in die Umgebung vor und beschreibt die Ankunft und den Aufenthalt beim Reintalbauern.
"Der Weg zieht sich jetzt abwärts, und nach einer guten Viertelstunde gelangt man auf einen grünen Thalgrund, das vordere Reinthal genannt. Ein ländliches, einfaches Gebäude auf einem etwas erhöhten Punkte dieses Grundes, welches man auch schon von obengenannten Standorte aus gesehen hat, bildet einen schönen Kontrast mit dem frischen Wiesenteppich. Die einzelnen das Haus beschattenden Bäume tragen nicht wenig zur Vollendung einer idyllischen Gruppe bei.
Schon vor der Ankunft am Hofe meldet der getreue Haushund die seltenen Gäste, und der Bauer, ein starker, breitschultriger Mann, mit gewaltigem Schnurr- und Backenbarte kommt ihnen mit ehrlicher, offener Miene entgegen und heißt sie willkommen. Die Gesellschaft lagert sich vor dem Hofe im Schatten der Bäume, und wird von dem freundlichen Wirthe, der Reinthaler Bauer genannt, mit Milch, Butter, Honig und Brod bewirthet. Dieser ist ein Musterbild des kräftigen, lebensfrohen und zufriedenen Menschenschlages der südbayerischen Alpen, ein Bergsteiger, welcher seines Gleichen sucht, kennt alle Wege und Stege, Klippen und Schlünde des Wetterstein- und Zugspitzgebirges."

1835 erschienen in den Bayerischen Annalen,
Abt. Vaterlandskunde, Jg. 3, Nr. 4, 5, und 7
Weitere Notizen über den Zugspitz und
dessen Besteigung im Herbste 1834

Franz Oberst liefert dort in einer brieflichen Mitteilung vom 26. September 1834 eine Beschreibung der Bewohner des Reinthalerhofes:


„…und gelangten auf diese Weise… zu dem ebenso gastfreundlichen, als einsamen Reinthalerhofe. Hier lebt, wie Sie wissen, in stiller Zurückgezogenheit eine biedere Bauern-Familie, bey welcher die Besucher des Reinthales Labung und auch ländliches Nachtquartier finden. Von Viehzucht und dem Ertrage der Waldungen sich nährend, nur an Festtagen bey dem Besuche der Kirchen zu Partenkirchen oder Garmisch mit der Aussenwelt in Berührung kommend, leben diese Leutchen hier still und zufrieden, mühsam arbeitend und dadurch Befriedigung ihrer wenigen Wünsche und Bedürfnisse findend.“


Im nächsten Teil wird unter anderem die Umgebung und Aussicht um den Reinthalerhof beschrieben.

„Die Lage dieses niedlich gebauten Bauernhofes biethet keine ferne Ausicht; wohl aber etwas Erhebendes, welches nur von dem gefühlt werden kann, der längere Zeit im Hochgebirge zubrachte…..“
„Nachdem wir den Hofbewohnern, den letzten menschlichen Wesen, auf die man in dem noch 31/2 Stunden lang sich hinziehenden Reinthale trifft, für die uns gastfreundlich gewordene Labung gedankt, setzen wir unsere Wanderung auf einem rauhen, aber leicht kenntlichen Pfade fort.“

 

Im Deutschen Hausbuch 1846, herausgegeben von Guido Görres, findet sich ein Bericht von August Einsele über eine Zugspitzbesteigung 1835 sowie ein Nachtrag zu einer Besteigung im Jahr 1843.
Ein überaus interessanter Bericht!

Bei der Besteigung 1843 wird der Schafhirt Peter Pfeif(f)er erwähnt, der schon im August 1843 einen Zugang zur Zugspitze erforscht haben soll. Die Besteigung startet dann am 9. September, Mittags 12.00 Uhr. Teilnehmer sind als Führer Peter Pfeifer, Forstmeister von Schulze, Revierförster Bomhard, Forstamtsaktuar Murr, Forstwart Neuer und Forstpraktikant Baron von Krailshaim. Ergänzt um zwei Träger, die Herren Grasecker und Rieger.
Am Reintalerhof wird die Gruppe um den Revierförster Sutor, den Forstwart Satori und dem Reintalbauern Georg Pfeifer erweitert.

Am nächsten Tag wurde dann glücklich der Gipfel der Zugspitze erreicht.

Im Jahr 1892 erscheint im Alpenfreund ein Artikel von Max Schulze mit einer Einleitung zu einer Beschreibung der Zugspitzbesteigung seines Vaters im Jahre 1843.
Dieser Albert Schutze war ein Teilnehmer, der im o. a. Deutschen Hausbuch 1846 beschriebenen Zugspitzbesteigung.

Dieser Bericht ist mit Abbildungen der Situation an der Zugspitze um 1891 illustriert.

Albert Schulze beschreibt, wie die Expedition mit dem Führer Peter Pfeiffer vom Reinthaler Hof aus aufbricht und den westlichen Zugspitzgipfel erreicht.

Nach 1840 geht der Hof an den Bruder von Johann Georg Pfeiffer, Peter Pfeiffer über, der 1849 die Maria Helena Kleisl heiratet.
Die ersten drei Kinder des Paares werden im Reintalerhof geboren, sterben aber alle schon nach wenigen Wochen. Möglicherweise war das ein Grund dafür, dass Peter Pfeiffer 1853 mit seinem Schwager Johann Nepomuk Kleisl die Anwesen tauscht. Er zieht mit seiner Frau in deren Elternhaus nach Schlattan.
Ab 1853 gehört der Reintalerhof dann Johann Nepomuk Kleisl und seiner Familie. Nachdem seine Kinder Anton und Maria Magdalena geheiratet hatten, blieben sie ebenfalls mit ihren Familien im Reintal.

1845 erscheint der zweite Teil des fünfbändigen Werks:
Die Deutschen Alpen
von Adolph Schaubach.

Auf den Seiten 251 bis 252 erwähnt er mehrmals den Reinthalhof als Ausgangpunkt für Wanderungen ins Reintal, nach Ehrwald, zum Teufelsgsass und über das Kreuzjoch nach Partenkirchen.

Der Pfarrer und Meteorologe Christoph Ott organisiert wohl um 1853 eine "Subcription" um endlich ein Kreuz auf den höchsten deutschen Gipfel zu stellen.
Im Sommer ist es dann soweit: Das fertige Kreuz wird am 1. August 1853 auf den Hohenpeissenberg transportiert, der Kirche des Pfarrers Ott, und am 4. August den Spendern und der Öffentlichkeit präsentiert.

Vom 11. bis 13. August 1853 unternimmt eine Gruppe unter der Leitung des königlichen Forstwarts von Graseck Karl Kiendl eine "Expedition" auf die Zugspitze, um das "vergoldete Eisen-Zylinder-Kreuz" auf der Zugspitze zu errichten. Ein offizieller Teilnehmer war Peter Pfeiffer vom Reintalerhof.

Auf dem Reintalerhof zur Rast angekommen, verspricht die Bäuerin für das Vorhaben der Herrschaften günstiges Wetter und bringt zur Brotzeit einen "tüchtigen Butterwecken und Käse herbei".

Die Expedition gelingt und seither ist auf Deutschlands höchsten Berg das weltbekannte Kreuz zu bewundern.

Beim Abstieg von der Zugspitze kommt es zu einer gefährlichen Situation, weil der Schnee tagsüber weich geworden war und ein Abrutschen der Schneemassen samt der Expeditionsteilnehmer zu befürchten war. Der Reintalbauer Peter Pfeiffer untersucht mit drei anderen den Schnee und gibt dann Entwarnung und stapft selbst voran und tritt Stufen in den Schnee für die folgenden Zugspitzbegeher.

Der Rheintalbauer um 1860

Der Reinthal Bauer um 1860 auf einer Lithographie von A. Kappis.

 

GARMISCH-PARTENKIRCHEN. - Reintal. "Der Rheinthaler Bauer". Schöne Ansicht von Alm und Bergmassiv.

Lithographie mit Tonplatte von A. Kappis nach G. von Bezold bei Mey & Widmayer, um 1860

Aus der seltenen Folge "Bayerisches Hochland".

Das Blatt ist beim Buch- und Kunstantiquariat Peter Bierl erhältlich.

1863 erscheint in der Fleischmanns Buchhandlung in München das Werk von Johann Nepomuk Ingerle, Bayerns Hochland zwischen Lech und Isar. Darin beschreibt er die Wanderung zum Reintal Bauern.

Er schreibt: "Um mühelos einen tiefen, vollständigen Blick in die Alpenwelt, in's eigentliche Hochgebirg mit all' seinen Schrecknissen werfen zu können, pilgere man in das vordere Rainthal zum Rainthaler Bauern." Und weiter: " Beim Raintaler ist gewöhnlich das Nachtlager der Bergwanderer. Mit dem ersten Morgengrau blickt man erwartungsvoll hinaus, ob der Himmel heiter geblieben ..."

Beschreibung des Reintalbauerns bei J. N. Ingerle
Beschreibung von Pfarrer Schöberl

1870 erscheint das Buch "Das Oberammergauer Passionsspiel mit den Passionsbildern von A. Dürer" von Franz Schöberl im Verlag der Krüll'schen Buchhandlung Eichstätt & München.

Pfarrer Franz Schöberl beschreibt darin auf den Seiten 81 bis 83 die Wege rund um den Rainthalbauern.

 

Hermann von Barth erwähnt in seinem, 1874 erschienen Buch "Aus den Nördlichen Kalkalpen" mehrmals den Reintaler Hof, den er, der Zeit entsprechend, als Rainthaler Hof bezeichnet.

Im Kapitel "XXV. Der Waxenstein: aus dem Höllenthale an den Eibsee" schreibt er:
"Ein nebeldunstiger Morgen blickte am 9. August 1871 zu den Fenstern des Rainthaler Hofes (2888' 935 m. Sendtner) herein, in welchem Jagdgehilfe Peter von Partenkirchen und ich die Nacht zugebracht hatten, ersterer, um den folgenden Tag seinen Berufsgeschäften nachzugehen, ich in Absichten auf den Hoch-Blassen, nicht zum ersten- noch auch zum letztenmale, dass diese eigensinnige Doppelkuppe meinen Wünschen unfügsam sich zeigte."

Im Kapitel "Peter Klaisl vom Rainthaler Hof" berichtet H. v. Barth
"Am 23. August [1871] sprach ich nach längerer Abwesenheit wieder im Rainthaler Hofe zu und verweilte bei zweifelhaftem Wetter auch den folgenden Tag noch dort. Erst kürzlich war ein Sohn des Rainthaler Bauern – Peter Klaisl ist sein Name, – nach Hause zurückgekehrt; als Landwehrmann war er im Felde gegen Frankreich gestanden und vor wenigen Wochen in die Einsamkeit seiner Berge wieder entlassen worden. Frisches Aussehen, robuster Körperbau, heller, intelligenter Blick und ein offenes, gewinnendes Wesen charakterisirt in ihm den Gebirgssohn, wie man ihn malt, aber selten findet. Auch ihn, der von Jugend im Wetterstein-Gebirge umhergestreift, consultirte ich über den Hoch-Blassen; er währte einige Zeit, bis wir uns verstanden, und über das Objekt meiner Nachfrage einig waren; der Name Blassen läuft hier als Collektivbezeichnung für die Hochgebirgsregion oberhalb des Hinteren Rainthals und jener Gipfel, den ich im Sinne hatte, und dem auch von Rechts wegen der Name Hoch-Blassen zukommt, war meinem Gewährsmanne als Vollkarspitz bekannt."

Im Kapitel "Der Hoch-Blassen"schreibt er:
"Und siehe, dort, hart an der Südwestkante der Alpspitze, leuchtet aus dem Walddüster ein sonniger Wiesplatz, winkt, von Obstbäumen beschattet, ein freundliches Haus. Der Rainthaler Hof, mit den ersten Minuten unserer heutigen Wanderung unsern Blicken entschwunden, erscheint uns wieder, auf der Höhe unseres Zieles. Die schartige, schwarze Mauer, die, vom Rainthaler Hofe gesehen, an die Alpspitze sich drängt, hinter ihrer scheinbar weit gewaltigeren Masse verschwindet, ist nichts Anderes als der Haupt-Gipfel des Hoch-Blassen."

Und weiter schreibt er im Abschnitt "Ueber die Bernadin-Alpe zur Scharte des Gassenthales"
"So verbrachte ich denn eine zweite Nacht im Rainthaler Hofe; aber frühe des andern Morgens wurde aufgestanden, die Bäuerin bereitete uns noch einen kräftigen Morgenimbiss und gab uns ihre Segenswünsche mit auf den Weg, nicht ohne die Ermahnung: "Ja nöt z'viel wagen!" – von deren Nichtbefolgung sie selbst wohl innerlich überzeugt war; denn wie ich nachträglich von mehrfacher Seite erfuhr, gilt ihr Peter für einen der verwegensten Steiger im Wetterstein-Gebirge, und auch von mir hatte man im Rainthale bereits einiges gehört. – Es war 4 Uhr Morgens; tiefes Dunkel herrschte noch im Walde, durch welchen wir dem Bodenlahnthale zuschritten; über den Höhen des Wettersteinwaldes erst röthete sich der Himmel; es war ein klarer, wolkenloser Tag."

Im Kapitel "Mondnacht auf dem Pass Fern (Fernpaß)" schreibt er:
" Am 6. August 1873 kehrte ich über die Pestkapelle aus dem Wetterstein-Gebirge zurück nach Lermoos; fünf Tage hatte ich im Rainthaler Hofe*) mich aufgehalten, und von dort aus die Aufnahme der Skizzen im Wetterstein-Gebirge bethäthigt, von welchen ein Theil den fünften Abschnitt dieses Buches illustrirt.
Und in einer Fußnote dazu merkt er an:
"*) Dem Touristen, welcher Bergpartieen im Wetterstein-Gebirge zu machen gedenkt und Partenkirchen mit seiner widerlichen Hôtelwirtschaft (die unbegreiflicherweise vielgerühmte "Post" hier in erster Linie zu nennen) gerne vermeidet, kann der Rainthaler Hof als Standquartier nicht genug empfohlen werden. Materiell entbehrt er, sofern seine Ansprüche nicht über einfache Hausmannstkost gehen, dort nichts, da für einen länger verweilenden Gast die Bäuerin gerne Fleisch u. dgl. von Partenkirchen holen lässt."

Auf den verschiedenen Ansichtskarten aus dieser Zeit wird der Begriff des Reintaler Hofs und des Reintalbauer, oder auch Rainthaler Hof, bzw. Rainthalbauer verwendet. Die folgenden Abbildungen zeigen den Reintal Bauern, also den Bauernhof des Reintalbauern, am Ende des 19. Jahrhundert.

 

Der Hof des Reintal-Bauern in einer historischen Landkarte

Der Reintaler Hof um 1870

Der Reintaler Hof um 1870

 

Vermutlich die gleiche Aufnahme wie das Bild oben, aber mit etwas größerem Bildausschnitt.

"Taghell lag die Vollmondnacht über dem Felsengrund.
Im knisternden Schnee stieg ich ein Stück hangaufwärts, das feierliche Bild zu überschauen.
Den Hof zu Füßen, sein Dach unter der Schneelast vergraben.
Das verträumte Kapellchen, über das die Äste der frostglitzernden alten Bäume ein Netzwerk von Schatten warfen.
Die Wände gegenüber schreckhaft nah im bleichen Mondlicht ...
"

So schrieb der Schweizer Schriftsteller Walther Siegfried schwärmerisch in seinen Lebenserinnerungen "Aus dem Bilderbuch eines Lebens - Band 2" über die Sylvesternacht 1887/88, die er mit den zwei Malern Ernst Kreidolf und Wilhelm Balmer auf dem alten Reintaler Bauernhof verbrachte.

Auf ingesamt 15 Seiten beschreibt er seine Zuneigung und Faszination zur Magd Veva, die beim Reintalbauern in Dienst ist. Insgesamt ist ein wohl ein Techtel-Mechtel mit verschiedenen Knechten und einem, dunklen Bösewicht und Wilderer, der der armen Veva in Partenkirchen auflauert. Und dann ist die Veva eines Tages verschwunden ...
Eine sehr blumige Geschichte mit interessanten Einblicken in das Leben auf dem Reintalbauernhof um 1888.

Hier die Auszüge aus dem Buch.

Im Hergottswinkel in der Stube im Reintaler Hof.

Im Hergottswinkel des Reintaler Hofs.
Von links: Ernst Kreidolf, Zenzi Hohenleitner, Walther Siegfried.
Gezeichnet an Silvester 1887 von Wilhelm Balmer.

Rainthalerhof Jahreswechsel 1887/1888 - Balmer

Von Wilhelm Balmer finden sich in der Burgerbilbliothek in Bern zwei weitere Zeichnungen von Silvester 1887.
Eine Ansicht vom Rainthalbauern
und links ein tiefverschneiter Stadel.

Rainthalerhof - Jahreswechsel 1887/1888 - Balmer

Links der Ausschnitt aus einem Sammelblatt mit dem Titel

Bilder von einer Besteigung der Zugspitze in Bayern
Nach Skizzen von M. Weinholdt

Veröffentlich ca. 1891

Das ganze Blatt wird mit Klick auf den Ausschnitt sichtbar.

Der Reintalerhof, bzw. der Rheintalbauer um 1890.

Der Reintaler Hof um ca. 1890.

Der Raintalbauer in Farbe

Die gleiche Karte wie links, diesmal koloriert.

 

Der Raintalbauer in Farbe

Über 100 Jahre später bekomme ich diese Vignette. Aus einer "Serie Schweizer Alpen".
Offenbar die kolorierte Postkarte von oben als Werbevignette produziert.
Aufgemacht wie eine Briefmarke. Format 67 x 45 mm. Interessant.

Ein Druck von 1901 mit einer Aufnahme des Rheinthaler Bauern
von Photoclob Co. Zürich, Nr. 3661

Der Reintal-Bauer auf einer Postkarte, wohl um 1900.
Im Hintergrund ist schon das Hospiz zu sehen.

Der Rainthalerbauer um 1895

Bei dieser Karte gibt es eine neue Variante in der Schreibweise:
Rainthalerbauer bei Partenkirchen

Der Reintaler Hof, der Rheintalbauer, um ca. 1900

Hier eine etwas andere Ansicht des Reintalbauern gegen die Alpspitze.

Der Raintalbauer, ein weitere Ansicht

Der Reintalbauernhof mit der Alpspitze.

Der Reintalbauer auf einer Ansichtskarte, die 1924 gelaufen ist.

Der Reintalbauer auf einer Ansichtskarte, die 1924 gelaufen ist.

Und die Geschichte des Reintaler Bauernhofs geht weiter ...

Bei Martin Schöll lesen wir:
"1880 fuhr der Berliner Hofprediger Adolf Stoecker mit seiner Gattin zu den Passionsspielen nach Oberammergau. Stoecker war ein begeisterter Bergsteiger und bei einem Abstecher nach Partenkirchen, das damals von Murnau aus nur mit dem Stellwagen zu erreichen war, stieg er mit seiner Frau und dem preußischen Kultusminister Bosse über den Königsweg zum Schachen.
Von dort oben sah er tief im Reintal einen einsamen Bauernhof liegen; eine kleine Insel im weiten rauschenden Meer der Bergwälder. Als der Hofprediger hörte, dass dieses einsame Haus, das damals der Familie Kleisl gehörte, gerade ausgeboten war, entschloss er sich rasch, den Hof zu kaufen.
Lange Zeit wurde der Hof von Verwaltern oder Pächtern versorgt, denn das Ehepaar Stoecker konnte immer nur einige Wochen im Sommer dort zubringen. Als Adolf Stoecker den Hof erwarb, hatten nur wenige Wiesen dazugehört. Allmählich aber wurden immer mehr Flächen dazu gekauft, bis im Jahre 1911 der Reintaler Hof mit 120 Morgen der größte im ganzen Tal war. Stoecker soll zur Versorgung des Hofes die erste Eselin aus Tirol eingeführt haben. Das machte mit den Mulis zur Hüttenversorgung dann Schule.

Bereits im Jahre 1897 war 15 m höher und nördlich des Bauernhofs das Hospiz gebaut und im Jahre 1906 durch einen Anbau mit einem großen Eßsaal erweitert worden. Es hatte die Haus-Nr. Reintal 2. Es sollte zunächst als Pension für junge Mädchen dienen: da sich aber auch viele ältere Freunde aus der Stadt anmeldeten, wurde ein allgemeines „Christliches Hospiz“ daraus, das von Mai bis Ende September geöffnet war.
In der ersten Zeit hielt dort der Hofprediger selbst die täglichen Morgen- und Abendandachten, später wurden befreundete Geistliche dazu herangezogen, denn Stoecker konnte immer nur kurze Wochen im Reintal sein, während seine Frau den ganzen Sommer oben blieb.
Viele bekannte Namen, unter ihnen der von Vater Bodelschwingh, Cosima Wagner, Fürst von Schaumburg-Lippe, waren damals im Gästebuch zu lesen."

 

Eine Rarität für eine Postkarte - Ein äußerst umfangreicher Text:

"18. Juli 99
M. lb. M.,
Hab Dank für Deinen lieben Gruß.. Freud mich, dass es Euch gut geht im Schwarzwald. Es ist schön hier in jeder Beziehung. Jeder möchte länger bleiben können als er kann und darf, da Anfragen so viel, dass nicht mehr berücksichtigt werden können.
So muss auch ich im August fort, mein Zimmer wurde anders besetzt. Werde wohl nicht weit von hier noch eben höher, die erste Station in Tirol Seefeld aufsuchen. Hier mitten im Hochgebirge von schroffen Felsen eingeschlossen, dort ein weites Hochplateau. Aber leid tut es mir.
Habe an Gewicht noch nichts verloren, Stärkung, Kräftigung kann ja ein solcher Aufenthalt nicht sein. Seit Lt. Hier viel geistiges Geflachse. Anregung besonders an einigen Tagen noch dies ...
Eine Holländerin hier aus Passel, die sehr redegewandt; wir anderen Gäste oft stumm, still zuhören.
Bei Sonnenschein fliegt das ganze Hospiz aus. Die Gesunden auf die Berge. Zuweilen als Führer voran ...
Die Alten, schwachen mit Buch "Arbeit in dem Wald" voran. Lt. Wohnen im ... und die Mahlzeiten oben, abends stets mit Gästen vereint.

Seid herzinnigst gegrüßt
Vom Haus "leidlos"
M. B

.
Grüße vom Rainthal-Hospiz von 1899

Ein Bericht zum Reintaler Hof und Hospiz erscheint Jahre später, nachdem Adolf Stöcker den Bauernhof erworben und das Hospiz hat erbauen lassen.

Im Christlichen Volks-Kalender 1918 der Diakonissen-Anstalt zu Kaiserswerth wird das Leben und Wirken von Adolf Stöcker auf 48 Seiten beschrieben.

Eine Aufnahme des Reintalerhofs und des Hospiz sowie ein Bild Adolf Stöckers mit Familie werden abgedruckt.
Im Kapitel VI - Daheim wird u. a. auch eine Beschreibung zum Reintalerhof gegeben:

"Besondere Zeiten der Ruhe und der Erquickung fand der vielgeplagte Mann in der herrlichen Gottesnatur der Hochalpen, worin er sich unweit Partenkirchen ein Bauerngut erworben hatte. Dahin pilgerten jahraus jahrein viele liebe Freunde, so daß bald die wenigen Gaststuben des Bauernhofes nicht mehr ausreichten, und Stoecker ein stattliches Hospiz erbauen mußte, das fortan ungezählten wegemüden Pilgern Erquickung und neue Kraft für Leib und Seele schenkte. Dort waltete Stoecker als ein rechter Hausvater und Hauspriester in der Morgen- und Abendandacht. Tagsüber aber ward er nicht müde, seine lieben Gäste in der prachtvollen Umgegend herumzuführen, angetan mit Lodenrock, Strohhut und benagelten Bergeschuhen. Daneben fand er noch die Zeit, die zerstreuten Protestanten in Partenkirchen und Garmisch zu sammeln, ihnen Gottesdienst zu halten und eine schöne Kapelle zu erbauen."

Das Hospiz um 1900, noch ohne Anbau.

Auf dieser Karte ist die Ostseite des Hospizes zu sehen.
Ein kleiner Anbau wurde wohl schon vor dem großen Anbau von 1906 errichtet. Weiter unten eine gelaufene Postkarte mit diesem Motiv.

Urlaubsschicksale schon um 1900. Der eine will/muss in die Berge, der andere nach Norden an die See!

Dem kleinen Herrn Kurt Richter
zu Adr. Herrn Hauptmann Richter
z. Zt. Ostseebad Ahrendsee

Mein lieber Kurt!
Während du am Strande der Ostsee spielst, klettere ich in den Alpen umher. Ich stehe zwar ein wenig höher als Du (blos 3000 Fuß) Dessen ungeachtet drängt es mich, dich und deine Eltern vom bayerischen Hochlande aus bestens zu Grüßen.

Nochmals eine Postkarte, jetzt mit einem größeren Abstand zum Hospiz

Hier eine Postkarte mit der Ansicht der Westseite.

Der Reintalerhof, der Reintalbauer als Gemädle

Im März 2011 schreibt mir Helmut Sarnow:

"Seit meiner Kindheit habe ich ein großes Ölbild vom Reintalerhof inmitten der Alpenlandschaft vor Augen, das mich immer fasziniert hat.
Das Bild hat meine Großmutter, eine Stettinerin, nach einer Postkarte unter ihrer Anleitung von einem unbekannten Stettiner Maler fertigen lassen. Es hat dann wohlgehütet alle Kriegswirren überstanden.
Meine Großmutter war eine gelernte Hauswirtschafterin und hervorragende Köchin.
Aufgrund ihrer Erfahrung bei Pommerscher Gutsherrschaft war sie in der Kaiserzeit eine Zeit lang in Diensten des Hofpredigers Kaiser Wilhelms II., Pastor Stoecker. Dieser weilte wiederum mehrfach zur Erholung im Reintalerhof bei Garmisch.
Nach meiner Erinnerung war meine Großmutter, Frau Anna Drath geb. Dahlke, 1-2 mal dorthin mitgefahren.
Ihre Begeisterung von der Unterkunft und vor allem der Umgebung des Reintaler Hofes hat sie veranlaßt, sich das Ölgemälde malen zulassen."

Die dem Gemälde zugrundeliegende Postkarte kann wohl diese handcolorierte Karte etwas weiter oben gewesen sein.

 

1901 erscheint Meyers Reisebücher, Deutsche Alpen, 1. Teil.
Auf den Seiten 62 und 63 werden Ausflüge von Partenkirchen beschrieben, so auch zum Reinthaler Hof.
Man konnte zu dieser Zeit mit einem kleinen Bergwagen für 10 M. reisen, oder einen Bergesel für 8 M. mieten. Deutlich vornehmer mag wohl der Tragsessel gewesen sein, der jedoch für jeden Träger 4 M. kostete.

Das Reintalhospiz im August 1902

Am 27. 08. 1902 wird diese Karte an Frl. Käthi Bader in der Bahnhofstr. 43 in Garmisch geschickt.

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Der Reintalbauer um 1902 mit Blick auf das Hospiz.

Der Reintalbauer um 1902 mit Blick auf das Hospiz.
Auf der Postkarte taucht jetzt zum ersten Mal der Stempel "Hospiz Rheintal" auf.

 

Ein Karte, die 1905 an Frieda Seeck in Lübeck geschickt wurde. Im Vordergrund sind zwei Muli-Führer mit vier Mulis und Proviant auf dem Weg zur Zugspitze zu sehen.
Im Hintergrund ist das Rainthal Hospiz zu erkennen.

Blick ins hintere Rainthal vom Schachen

Eine Karte an Frl. Martha Steinbach in der Chemnitzer St. 33 in Meerane.
Ein Blick vom Schachen in das hintere Rainthal.
Gekauft wurde die Karte wohl auf der Knorrhütte.

 

Eine Anzeige des christilichen Hospiz von 1905

Im Reiseführer von Leonhard Wenzel (Hrsg.) "Partenkirchen, Garmisch, Kainzenbad und Umgebung" erscheint 1905 diese Anzeige für das Hospiz Rainthal von D. Stöcker.
Ein interessantes Büchlein mit vielen Anzeigen und wertvollen Hinweisen zu den Bergführer- und Lohnkutscher-Tarifen.

Blick auf das christliche Hospiz um 1905.

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Diese Karte geht 1905 nach Berlin. Die französisch schreibende Absenderin schreibt: "Liebes Fräulein! Ich bin gestern mit der Bahn angekommen. Meinen Mann habe ich in Berlin zurückgelassen. Morgen werde ich das Hospitz wieder verlassen und nach München fahren. Liebste und herzlichste Grüße."

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Englische Postkarte zum Raintalhospiz

Hier eine in englischer Sprache geschriebene Postkarte:

"This is Mr. Stöcker's hospice
I was a little afraid to bring
him the greetings of Mrs Biarowsky, but did
yet, surely this was the finest reunion with Miss G.
I climbed up high and I was happy. "

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Das Reintal Hospiz

Hospiz Reintal mit Wettersteingebirge

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Im Januar 2021 erreicht mich ein Brief mit dem Prospekt des Hospiz Reinthal. Der Prospekt stammt vermutlich aus dem Jahre 1908/1909, da darin die in 1910 zu eröffnende Haltestelle Kainzenbad der Mittenwaldbahn erwähnt wird. Eingestempelt auf der Vorderseite ist der Vermerk: Besitzerin: E. Mumm. Gedruckt wurde der Prospekt von der Vaterländischen Verlags- u. Kunstanstalt Berlin. Ein Unternehmen, das zum Einflussbereich von Adolf Stöcker gehörte.

Die Verpflegung kostete 4 Mark pro Tag. Enthalten waren darin ein Frühstück von 1/2 7 bis 9 Uhr, bestehend aus Milch, Kakao, Kaffee, Tee nach Wahl mit Brot, Butter, Honig und Marmelade. Mittags um 1/2 2 Uhr gab es Fleischsuppe, Gemüse mit Beilage oder Fisch, Braten mit Salat oder Kompott und süße Speise. Am Nachmittag wird, meist im Freien, der Kaffee eingenommen. Das Abendessen fand um 1/2 8 Uhr statt und bestand aus warmer und kalter Fleischplatte sowie Butter und Käse und Tee.
Die Zimmerpreise lagen zwischen 1,50 und 4,50 Mark. Und Luxus pur: Zweimal täglich findet die "Briefbestellung" statt und eine Telefonverbindung besteht mit Bayern, Württemberg und Norddeutschland.

Sehr ausführlich wird in dem Prospekt das Hospiz beschrieben und beworben. Den gesamten Prospekt gibt es hier.
Die vier Seiten lassen sich auch auf den folgenden Bilder vergrößern.

1906 wurde unmittelbar westlich hinter dem Hauptbau ein zweites Gebäude errichtet, in dem ein großer Speisesaal untergebracht war.
Die folgenden sechs Bilder wurden von August Beckert um 1924 fotografiert und sind im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek.

Das Hospiz nun mit dem neuen Speisesaal-Anbau um 1910.

Hospiz mit Anbau und der Bauernhof auf einer Aufnahme.

Das Hospiz im Winter.

Gastzimmer

Der Speisesaal

Das Wohn- und Musikzimmer

Im 1915 erschienen Buch: "Von Klarheit zu Klarheit - Gräfin Marie Esther von Waldersee", von Elisabeth Waldersee, wird der Hofprediger Stöcker und das Reintal-Hospiz ab der Seite 341 erwähnt:

Das wichtigste Ereignis des Jahres 1908 war wohl ihr Besuch im Reintalerhof bei dem Hofprediger Stöcker. Davon erzählt Pastor Braun, wie sich dieser bei Partenkirchen im Jahr 19 1880 einen Bauernhof gekauft habe, wo er mit seiner Frau die stillen Sommermonate zuzubringen pflegte. 

Oberhalb dieses Bauernhauses hat er später das Rheintalhospiz erbaut, das mit seinen Fenstern und Veranden hinein und hinausschaut in die grandiose Kette der Bergriesen, von der Dreitorspitze bis zur Alpspitze.
Unter den Gästen, die hier zusammenkamen, erschien im Jahre 1908 auch die Gräfin Waldersee, um alte Erinnerungen an viel Arbeit und viel wie in den Berliner Tagen mit dem altgewordenen Freund und seiner Frau auszutauschen.

An anderer Stelle schreibt derselbe über diesen Besuch:
„Ihre persönliche Verehrung für Hofprediger Stecker war aufrichtig und so tief gegründet, dass sie sich, auch als die Wogen der Verfolgung über ihm zusammenbrachen, nicht im Geringsten beirren ließ. Eine ganz außerordentliche Feierabendfreude bedeutete es für ihn, als die ehrwürdige Frau mit ihrer Schwester, Freifrau von Waechter, nach dem Rheintalhospiz kam, wo wir unvergessliche Woche miteinander verlebten, nicht ahnend, dass es die letzten hohen, frohen Tage im Leben unseres Reinthaler Bauern waren!“


1908 war das Ehepaar Stoecker zum letzten Mal im Reintal. Adolf Stoecker, eine große, aber als Wegbereiter des Antisemitismus auch umstrittene Persönlichkeit, starb am 2. Februar 1909 in Gries bei Bozen.
Seine Frau folgte ihm 1910, an seinem Geburtstag, dem 11. Dezember, nach.

D. A. Stoecker's vor ihrem Reintaler Bauernhause mit Frl. Elis. Kähler, der Braut des Liz. Mumm, und mit P. M. Braun v. d. Jesuskirche.

Am 11. März 1909 wurde diese Postkarte in Berlin verschickt, also kurze Zeit nach dem Tod Stöckers.
Die aufgedruckte Erklärung:"D. A. Stoecker's vor ihrem Reintaler Bauernhause mit Frl. Elis. Kähler, der Braut des Liz. Mumm, und mit P. M. Braun v. d. JEsuskirche."

Die Postkarte wurde an

Herrn
Wilhelm Wittig
nebst Familie
Jessen/Elfter
Jahn,s Ziegelei

Lieber Schwager. Hoffentlich wirst auch Du von diesem Mann in letzter Zeit etwas gelesen haben , er war der Anführer unserer Partei(Christlich Sozial) alles übrige im Brief. Besten Gruß an Mama, Willi und kleine Bertha u.Mutter
von Ernst

Die Urenkelin von Elisabeth Kähler und Reinhard Mumm, Frau Maike Mumm, schreibt mir zu dieser seltenen Aufnahme oben:

„Adolf Stoecker berief jedes Jahr einen Pfarrer zur Seelsorge an den Reintaler Hof, wohl für das Hospiz. Neben dem hier abgebildeten Max Braun
auch Samuel Keller, Paul Le Seur und Reinhard Mumm. Am 30. Oktober 1908 weilten Stoeckers mit Elisabeth Kähler im Kainzenbad und unternahmen gemeinsam mit Reinhard Mumm (und wohl Pastor Max Braun) einen Ausflug zum Reintaler Hof. An diesem 30. Oktober hat sich Reinhard Mumm mit
Elisabeth Kähler verlobt, die er dann am 31. August 1909 heiratete. Elisabeth Kähler war nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei Adolf Stoecker und
dessen Frau Anna geb. Krüger, eine Schwester ihrer Mutter Wilhelmine Krüger, aufgewachsen.

Die o. a. Fotografie könnte bei diesem Verlobungs-Ausflug entstanden sein, verwunderlich ist nur, dass das frisch verlobte Paar nicht zusammen darauf
abgebildet ist. Wenn die Aufnahme nicht zu diesem Zeitpunkt gemacht wurde, so wird sie aber vielleicht im selbem Sommer entstanden sein, da man sicherlich zu Stoeckers Gedenken ein dem Todeszeitpunkt nahes Bild ausgewählt hat.“


 

1936 erscheint von dem oben erwähnten Paul Le Seur das Buch: "Adolf Stoecker - der Prophet des Dritten Reiches. 

Der Reintalerhof, das Raintal Hospiz um 1909

Diese Karte wurde am 2. September 1909 an den Herrn Pfarrer Margraf in Hüffelsheim verschickt. Der Absender beklagt ein anhaltendes Regenwetter mit großer Kälte. Er will aber dennoch eine Woche aushalten.

Hier eine Postkarte von der Restauration Partnachalm in der Wildenau. Hier kamen die Besucher des Reintalerhofs vorbei, wenn sie den Weg durch die Klamm nahmen - und vielleicht habe sie hier auch eine kleine Stärkung genommen, bevor es richtig ernst mit der Wanderung wurde.

Der Reintal-Bauer, wohl um 1910.

Im Oktober 2020 erzählt mir Frau Kathi Diepold von ihrer Mutter, Frau Bartl, die vom Hannesle Bauer, Vordergraseck, kommt.

1922 - 1923 ist Frau Bartl mit ihrem ein Jahr jüngerem Bruder als Verwalterin auf dem Bauernhof. 35 RM bekommt sie dafür monatlich. Knecht und Dirne je 30 RM.
Der Bauernhof ist zu dieser Zeit im Besitz von Reinhard Mumm.
Frau Bartl und ihr Bruder kündigen die Stelle im Jahr 1923 wegen der schlechten Bezahlung und der widrigen Umstände.

 

Der durch verschiedene Grundstückskäufe auf über 40 ha angewachsene Besitz ging an die Nichte und Pflegetochter des Ehepaars Stoecker, Elisabeth Mumm über, deren Mann, der Reichstagsabgeordnete der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) Reinhard Mumm das Hospiz Reintalerhof bald Männern der christlichen Arbeiterbewegung zugänglich machte.

Eine Karte vom Reintalbauer, verschickt im Januar 1910.
Lonel und Josef schreiben an Wilhelm Ochsner-Prinz in Wiesbaden:

Lieben Alle
gestern haben wir eine schöne Tour zum Raintalerhof gemacht, am Fuß der Zugspitze richtig malerisch Gemsen, prachtvoller Sonnenschein, guter Kaffee, Milch - Butter, sind zu lange geblieben dass wir in der Nacht über den Berg mußten, 3 Stunden bis zu Wohnung.
Vorgestern waren wir beim Gschwandtnerbauer, höchst gelegener Hof von Deutschland, und auch höchste Milchpreise Liter 60 Pfennig.
Schöner Blick aufs Karwendel und Wettersteingebirge.
Morgen Dienstag werden wir traurigen Herzens unsere Bergschuhe nach München wieder bringen, namentlich lieb Lonel kann sich schwer von ihren lieben Bergen trennen, es hat uns beiden gut bekommen mit schönen Grüßen und küssen

Lonel und Josef

Hier eine, vom Alter vergleichbare Karte des Reintaler Bauern im Winter und wie es scheint, unbewohnt.

Die Karte wurde als

Unsere bayerischen Alpen
Die Schitur zur Zugspitze:
Der Reintaler Bauer

angeboten und verkauft. Herausgeber war der Verlag Künstlerischer Alpenkarten, München, Nymphenburgerstr. 70

1910 finden in Oberammergau wieder die berühmten Passionsspiele statt.
Wir können annehmen, dass dieses Ereignis auch zu zusätzlichen Gästen auf dem Reintalerhof geführt hat.
Hier der englischsprachige Führer für die Passionsspiele 1910.


Bruckmann's Illustrated Guides No. 109

Oberammergau
and its Passion Play 1910.


Munich. Routes to Oberammergau. Oberammergau
and its Environs. The Royal
Castles. Garmisch-Partenkirchen etc. etc.

Das Buch kann hier geladen werden.

Rund um den Reintalerhof - Passionsspiele in Oberammergau 1920 - Führer in englisch
Hinweis auf das Reintal-Hospiz im Baedeker von 1911

Im berühmten Baedeker, "The eastern Alps" von 1911, in englischer Sprache, finden wir auf Seite 51 eine Beschreibung des Wegs zum Reintal-Hospiz.

"To the Reintal-Hospiz (3120 '; 2 1/2 hrs.). Path either through the
Partnachklamm and the Reintal, ascending to the right from (1 1/2 hr.) the finger-post in the Wiesele-Graben (see below) to (1/4 hr.) the hospice; or diverging to the right at the opening of the Partnachklamm (1/2 hr. from Partenkirchen) and crossing the Hohe Weg (steep at the beginning only) to the (1 1/4 hr.) Reintal-Hospiz (42 beds, pens. 6-8 M), commanding a fine view.

Der gesamte Baedeker kann hier geladen werden.

1911 erscheint auch das Buch

Die Zugspitze - Ihre Anstiege und Hütte
von Alfred Steinitzer
im Verlag der Deutschen Alpenzeitung GmbH

Ein kleines Büchlein, das mit Fotos und Beschreibungen einen schönen Einblick in den Tourismus rund um Zugspitze in dieser Zeit gibt.

Das ganze Buch kann hier geladen werden.

 

Die Zugspitze auf der Reintalerhofseite

Das Reintal-Hospiz - Wegweiser durch die Umgebung

 

1913 erscheint in der Westdeutschen Verlagsanstalt G.m.b.H in Siegen die zweite Auflage des Büchleins
Reintal-Hospiz
Wegweiser durch die Umgebung

Dieser Wegweiser ist in erster Auflage 1902 von einem General, Herrn Tezlaff geschrieben worden.

Wir finden in diesem Büchlein eine interessante Beschreibung des Hofs um 1902, bzw. 1913:

"Der Reintaler Hof und das Hospiz

Der Reintaler Hof ist ein 36 ha (141 Morgen) umfassendes Wiesen- und Waldgut im linken Talgehänge des Reintals (mittleren Partnachtales) zwischen den unteren Läufen des Wiesele- und des Pölsterergrabens, in gerader Linie gemessen 5,5 km südlich von Partenkirchen (Fußwanderung 2 St. vom Bahnhof Garmisch-Partenkirchen, 1 1/2 St. von Haltestelle Kainzenbad der Bahn Garmisch-Mittenwald. Sein Gehöft liegt inmitten eines hervorragend schönen Gebirgs- und Waldkranzes auf einer Bergwiese unter dem Antoniwald, rund 60 m über dem scharf eingeschnittenen Tal, als höchste, dauernd bewohnte Ansiedlung im östlichen Zugspitzgebiet. Es besteht aus dem eigentlichen Bauernhaus (951 m) mit seiner kleinen Kapelle und dem etwa 15 m höher gelegenen Hospiz nebst Wirtschaftsgebäuden; zwischen beiden liegt ein offener Pavillon, und hinter dem Hospiz liegen noch zwei zum vorübergehenden Aufenthalt für Tageswanderer bestimmte Blockhütten mit geschlossenem Innen- und offenem Vorraum.

Hofprediger Adolf Stöcker erwarb den Hof 1880 und brachte seitdem alljährlich einige Sommer- und Herbstmonate auf ihm zu. Der Wunsch, seinen Freunden eine gastliche Stätte an diesem seiner Gattin und ihm ans Herz gewachsenen köstlichen Fleck zu bereiten, führte ihn zum Bau des
Hospizes (1897), das durch Erweiterung auch einem größeren Kreise zugänglich gemacht wurde. (38 Betten.)

Von der persönlichen Anteilnahme des Erbauers und seiner Gattin zeugt die eigenartige Ausstattung des Zimmer namentlich im alten Hospizgebäude und besonders des großen Wohnzimmers, dessen umfangreiche, den verschiedenen Bedürfnissen genügende Bibliothek ihnen selbst ihre Zusammensetzung verdankt."

Das Rainthal-Hospiz um 1913

Eine Karte vom Rainthal-Hospiz von 1907, "mit Inge" ... beschriftet.

Die gleiche Karte, nur ein paar Tage später, am 02. 08. 1913 nach Garmisch in die Burgstraße verschickt.

Und Skigefahren ist man in dieser Zeit, während des ersten Weltkriegs  - Unglaubliche Touren.
Das Jahrbuch des österreichischen Alpenvereins von 1962 enthält einen spannenden Bericht von Lilli von Weeck über aufregende Skitage auf dem Kreuzeck und eine tolle Abfahrt ins Reintal und der, ungeplanten; Übernachtung im Reintaler Bauernhof bei "Mutter Reindl".

Frau von Weeck schreibt: Die sonnseitigen Hänge ließen also unser Tempo vorsichtshalber mäßigen, bis das Schwelgen im Pulver wieder beginnen konnte. Am Bernadeinweg angelangt, wurde es uns bewußt, daß eigentlich. die Tage um Neujahr doch recht kurz geraten sind! Der damals noch nicht verbreiterte Steig zum Hochalmweg hin wurde selten befahren, und übertrieben skimäßig ist er heute noch nicht mit seinen steilen Flanken und Ecken. Da uns andererseits die 300 Meter Gegensteigung zum Hochalmsattel bei der vorgerückten Zeit sehr aufhalten würden, beschlossen wir, unbekümmert, wie wir seinerzeit waren, nach Beendigung der normalen flüssigen Alpspitzstrecke einfach weiter talabwärts zu fahren und im Reintalerhof zu übernachten. Wozu gab es dort Telephon?
Über die Gassenalm folgte eine nette Fahrt, meist im lichten Bergwald, den ich so sehr liebe. Leider versäumten wir, an geeigneter Stelle links abzubiegen, und da es gut vorwärtsging, ließ ich die Karte unbeachtet im Rucksack. Es hieß später die Bretter ausziehen, um abenteuerlich steile Waldhänge mit Unterholz hinter uns zu bringen. Das kostete natürlich Zeit, doch nicht so viel als langwieriges Suchen nach der richtigen Route. Dem Lumpi schien das Gewürge mehr Spaß zu machen als uns; er wühlte und bahnte stolz den Weg in der Falllinie. Endlich war man im Talgrund angelangt, und auf Skiern ging es den mir bekannten Zieher das Bodenlahntal auswärts. Die Lampe konnte im Rucksack bleiben, denn der Mond verhalf später, den silberglänzenden Vorderen Reintalanger erreichen.
Aus einem Fenster des Hofes schimmerte anheimelnd rötliches Licht. Frau Reindl, später langjährige Wirtin der Meilerhütte, öffnete ebenso erstaunt wie in ihr eigener Freundlichkeit die Tür vor den späten Gästen. Sofort wurde das Kreuzeck angeklingelt, Droben hieß es lachend: ,,Um euch zwei haben wir schon gar keine Angst mehr", und, daß der Lumpi bei euch ist, das konnten wir uns denken!" Einen mächtigen Hunger hatten wir alle drei, und die Reindlmutter wußte ihn wie immer fürsorglich zu stillen.
An andern Morgen stiegen wir, uns Zeit lassend, über das Rimler Moos zum Kreuzeck - ohne Vorspur bis an die Trögelnhütte, wie das eben damals häufig so war. Das Hauptinteresse für mehrere Tage galt ja in früheren Jahren jenem, was am und über dem Kreuzeck lag, und man blieb auf dieser glückhaften Insel meist so lange, bis die Talfahrt endgültig geboten war.

Der ganze Bericht ist hier zum Nachlesen.

Noch ganz klein und unscheinbar am unteren Bildrand: Das Hospiz-Reintal mit dem Blick auf die Dreitorspitze, Schachen, etc.

Das Rainthal Hospiz mit der Balkonseite fotographiert

Wieder das Rainthal-Hospiz.
Die Bildhintergründe wechseln wohl je nach Stimmung des Fotographen. Hier schon sehr früh der Trick mit der Alpspitze als Hintergrund.
Tatsächlich geht der Blick hier ja Osten, Richtung Karwendel, auf keinen Fall nach Westen. Auch die Hangneigung erscheint völlig falsch ... .

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Das Hospitz Rheintal um 1916

Das Hospiz Rheintal um 1916. Jetzt mit dem zweiten Gebäude mit dem großen Speisesaal.
Rechts unten auf der Ansichtskarte ist klein der Reintalbauer mit der Kapelle hineinkopiert.

Diese Karte ist mit 29. Juni 1918, einige Monate vor Kriegsende, datiert und dem Absender Feldwebel Seyfertz, z. Zt. Hospiz Reintal versehen.
Offenbar ist der Schreiber nicht mehr mit seiner Botschaft vorangekommen oder er hat die Postadresse des Empfängers vergessen?
Soll ja vorkommen.
Interessant an dieser Karte ist auch, dass es sich nicht um einen Photoabzug handelt, sondern um einen gerasterten Druck.

Ein Ausflugsziel um diese Zeit ist der Bergasthof Eckbauer.
Damals bewirtschaftet vom Skimeister Martin Neuner.

Das christl. Hospiz Reintal bei Partenkirchen um 1922

Gasthaus und Pension zum Reintalerhof und Hospiz Reintal b. Partenkirchen auf einer Postkarte, die 1922 an die "Frau Bürgermeister Dora Seeliger" nach Sorau in der Lausitz geschickt werden sollte. Aber offenbar nicht über den Postweg.

Das Reintal Hospiz auf einem Ölbild - Hier als Postkarte

Das Reintal Hospiz als Gemälde auf einer Ansichtskarte. Nicht gelaufen und auch sonst kein Anhaltspunkt, denn die Signatur des Malers (S  v  elitz?) links unten ist wohl nicht vollständig.

Der Reintalerhof um 1924

Ein fast identische Karte zu der oben abgebildeten. Allerdings wird nun als "Gaststätte und Pension Reintal b. Garmisch-Partenkirchen (vorm. Reintalhospiz) 1000 m" firmiert.

Um 1922 wird das Reintal Hospiz, lt Auskunft von Edith von Bülow, der Witwe von Hans-Werner von Bülow, von den Eltern Hans-Werner von Bülows erworben. Bis 1923 bleibt es im Besitz der Familie von Bülow, die dann nach Mittenwald umzieht und dort das Hotel Karwendel aufbaut.
Der Reintaler Bauernhof bleibt weiter im Besitz von Reinhard Mumm.


Am 1. August 1921 schreibt Reinhard Mumm wegen der Ausbesserung des Hochweges. Er benennt dort einen Pächter des Hospitzes, einen Herrn Schilde.

Und es geht in diesem Schreiben, wie noch Jahrzehnte später, bis zur endgültigen Schließung des Reintalerhofs um die Instandhaltung der Zufahrtswege und deren Kosten.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Schriftverkehr R. Mumm wegen Zufahrt Reintalerhof 1921
Reinhard Mumm wegen der Sulzgrabenbrücke im Jahr 1921 zum Reintalerhof

In diesem Schreiben vom 8. September 1921 geht es um die Instandsetzung der Sulzgrabenbrücke und um die Kostenübernahme.
Hier fragt nun Reinhard Mumm beim Markt-Magistrat an, ob die Kosten für die Instandsetzung zwischen Forst und ihm geteilt werden können.
Das Forstamt Partenkirchen hat nun eine ganz andere Auffassung und klärt einen Schriftwechsel aus dem Jahre 1907 dahingehend, dass es sich damals um eine andere Brücke gehandelt habe.
Die Erneuerung der Sulzgrabenbrücke habe für das Forstamt nur eine geringe Bedeutung, sei aber für die Reintalangerhütte, die Knorrhütte und das Münchner Haus auf der Zugspitze von Bedeutung. R. Mumm möge sich daher deswegen an die Alpen-Vereins-Sektion München wenden.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Ebenfalls am 8. September 1921 schreibt D. Mumm an den Gemeinderat Partenkirchen und erklärt, dass in der letzten Zeit Ausbesserungen u. a. an der großen Wiese auf der Dauber-Martl-Wiese vorgenommen wurden. 98 Prügel seien neu gemacht worden.
Und so bittet er darum, dass auch im kommenden Wintern ein angemessener Beitrag von Seiten der Gemeinde bewilligt werden sollte. Wegen des gesunkenen Geldwerts stellt er sich einen Beitrag ordentlich über 200,- M vor.

 

Man antwortet ihm dann im Oktober 1921
(Die zeitliche Reihenfolge erscheint da etwas unklar, oder es fehlen noch Dokumente zu dieser Angelegenheit)

s. u

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen).

  

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

An Herrn Dr. Mumm
z. Zt in Reintal

Betreff:
Instandsetzung des Reintalerweges
Zur Gutschrift vom 1. August d. J.

Die Durchsetzung Ihres Ansuchens scheitert daran, daß die beteiligten Grundbesitzer erklären, Sie benutzen im Sommer den Reintalerweg nicht, sondern nur zur Winterzeit. Weshalb sie sich zu Reparaturarbeiten im gegenwärtigen Zeitpunkt absolut nicht verstehen wollen.
Es muß deshalb Ihnen überlassen werden, unter Bezahlung der Hüttenpächterin Bierstrigl und des Forstamtes die notwendigen Arbeiten auszuführen.
Der Betrag von 200 M. wird auf Ihr Konto bei der Bayer. Vereinsbank daher eingezahlt, wenn die Nachschau ergeben hat, daß für diesen Betrag Arbeiten ausgeführt sind. 

1. Zahlungsanweisung für 200 M fertigen
2. Z z A

4. 8. 21  Krätz

Ab dem Jahr 1922 wird der Reintalerhof durch eine erste Anlage mit Licht- und Kraftstrom versorgt. Diese Anlage wird dann 1924 ausgebaut und 1954 nochmals erneuert.

Die Energie- und Wasserversorgung des Reintalerhofs finden Sie in einem extra Kapitel hier.

Die Licht- und Kraftstromversorgung des Reintalerhofs
 

Mitten in der Inflationszeit, am 03. 08. 1923, wird diese Karte verschickt. Das Porto für die Postkarte kostet 400 Mark.

Die Ansicht ist wie bei der Karte rechts, die Beschreibung allerdings eine andere:
Reintalerhof (1000 m) vorm. Hospiz Reintal b. Partenkirchen
Blick auf Dreitorspitze, Schachen und Oberreintal

Die Karte geht an:

Herrn Oberlehrer Grohser, Grohsölsa, Bez.Dresden

Besten Gruß von hier, Sehr schön aber wahnwitzig teuer.
Kommen schon nach 14 Tagen heim. Geben Sie doch bitte meiner Schwiegermutter von meinem Konto 2 Mill. Mark heraus und sagen Sie, Sie sollten dies in meinem Namen ihr aushändigen.. Ich nehme an, daß ab 1. 8. auch in Sachsen alles wieder hanebüchen teuerer geworden ist.
Hier 1 Pfund Butter 170 000 M. 1 Pfund Wurst 180 000 M.,
1 Pfund Kirschen 95 000 M.
1 Tag einfache Pension f. 2 Mann 1.120.000 Mark.
Also wieder heimwärts, das halten selbst Millionäre nicht mehr aus! Das Weisse in umstehenden Bergen ist alles Schnee, der trotz aller Hitze hier am Hospiz nicht taut.
Gruß Ihre Schönhers

 

Nochmals die Karte vom Rainthalhospiz

Nochmals diese Karte wohl sehr verbreitete Postkarte. Nun schreibt man an:
" Herrn Richard Richter in der Händelstr. 11 in Berlin Nr. 23:
Mein liebes Männchen!
Nach dem 2 Tage das gemeine Wetter war, haben wir heute mal wieder eine Tour gemacht. Heute ist es wieder mal herrlich. Ich werde es Graßmeier empfehlen. Wie gehts denn, ich finde, Du bist sehr fleißig beim schreiben. Wir wollen nun bis 5. hier bleiben und dann am 6 nach München 1-2 Tage, oder hast Du was dagegen. Von Onkel Neumeyer haben wir schon Post. Im Übrigen hat Ilse ihre ganze Verwandtschaft aus Halle hier in den entlegendsten Winkeln getroffen.
Ich war sehr erkältet, fürchterlichen Schnupfen und jetzt Husten.
Herzliche Grüße von Mutti x Dirk Frau Theni.
Mutti schimpft, weil Du nicht schreibst.
So das wärs nun, schäme dich und Pfui u. Teufel
Herzliche Grüße Klein-Gute"

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Doppelkarte des Reintal Hospiz um 1920

Eine Doppelkarte mit dem Motiv der Karten oben und einer Ansicht des Reintalbauern um ca. 1920 - aufgeteilt auf zwei Fotographien.

Auf dem Weg zum Raintalerhof

Ein dramatisch erscheinendes Photo von Franz Hartl aus München: Auf dem Weg zum Raintalerhof.

1923 kam es zur Teilung.

Der alte (Bauern-)Hof blieb weiter im Besitz der Familie Mumm und wurde 1933 an die bayerische Staatsforstverwaltung verkauft.

Das Hospiz erwarb der Unternehmer und Bildhauer Georg Frey aus Dillingen, der dann 1925 als "Hotel AG" firmiert. Nach einem Umbau wurde das die "Gaststätte und Pension Reintaler Hof".
Ein kleines Elektrizitätswerk an der Partnach sorgte für elektrischen Strom. Die Eintragungsbewilligung erfolgte am 13. 09. 1923: "Das Recht für die jeweiligen Eigentümer der FlNr. 3280 Gem. Partenkirchen, von dem auf FlNr. 3285/2 errichteten Elektrizitätswerk die notwendige Kraft für Lichtzwecke bis zu 2 PS. zu entnehmen." An Gebühren für die Wassernutzung werden 160 Mark berechnet.

Eine Karte vom 7. August 1923

 

Die Else schreibt an Eugen in Berlin:
" Lieber Eugen,
gestern war ich hier oben, hat noch immer kein Zimmer frei, schade,
dort in der Einsamkeit kann man sich erholen.
Wie geht es Mutter? Habe noch keine Nachricht. Schreibe doch mal.
Was macht Frl. Lotte so?
Herzliche Grüße an alle
Else
"

Blick von der Terrasse der Gaststätte und Pension Raintal

Blick von der Terrasse der "Gaststätte und Pension Raintal mit Alpspitze".

Diese Karte wird vermutlich aus der Zeit nach dem Verkauf des Hospiz an Georg Frey stammen. Hier taucht nun auch erstmalig eine Telefonnummer auf: Fernruf 58

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Der Betrieb der "Gaststätte und Pension Reintal" dürfte in den zwanziger Jahren sehr erfolgreich gewesen sein. Jedenfalls schreibt Georg Frey am 30. Juni 1924 an Herrn Prof. Dr. Siemerling, wohl der bekannte Psychiater und Neurologe, in Kiel: "Sehr geehrter Herr!
Auf Ihre werte Anfrage muß ich Ihnen leider mitteilen, daß in der angegeben Zeit kein Zimmer mehr frei ist. Bis Ende August ist in unserem Hause alles besetzt.
Hochachtungsvoll.

 

Blick von der Terrasse der Gaststätte und Pension Raintal

Eine andere Ansicht der "Gaststätte und Pension Raintal mit Alpspitze
(vormals Raintalhospiz)"

Diese Karte zeigt das Hospiz Reintal in gleicher Ansicht wie die Karte rechts. Diese Karte ist 1923 gelaufen.

Diese Karte vom 13. 02. 1925 zeigt das Hospiz Reintal in gleicher Ansicht wie auf der Karte von 1916, weiter oben.
Die Inflationszeit ist vorbei und M. Günther schreibt an die Familie Dempwolf in Berlin a. W.:
"Liege auf der Almwiese und halte Siesta. Sind bis jetzt 1000 mtr. geklettert. Gestern haben wir unter schwierigsten Verhältnissen 2000 mtr. geschafft. Haben soeben zwei Glas Milch von der Almkuh getrunken, die schmeckt so gut, dass ich noch 4 geschafft hätte. Hier ist es herrlich, in München hat es mir nicht gefallen. Hier ist jedes Haus ein Gedicht. Ein wunderbarer Kurort. Dienstag oder Mittwoch bin ich wieder in Berlin."

 

Aber auch für G. Frey ist der Weg ein Problem.
So schreibt er am 4. August 1924 an die Gemeindeverwaltung in Partenkirchen.
Er bezieht sich auf die Auflagen, die ihm bei der Konzessionserteilung für den Reintalerhof gemacht wurden und seine Gespräche mit den Bürgermeistern Schmöger und Krätz.

Das leidige Thema: Der hohe Weg ist fast nicht mehr passierbar. Tragetiere gehen, Wagen nicht mehr. Als Ursache sieht er den Umstand, dass die anderen Nutzer des Weges ihn nur im Winter für die Holzabfuhr nutzen würden und daher keine Intresse an einer Instandhaltung im Sommer hätten.

Er möchte nun die Sache in Fluss bringen und erklärt sich bereit, die ganze Wegstrecke von oberhalb der steilen Stelle gegenüber dem Elektr. Werk
von H. Döllgast bis zum Reintal auf seine Kosten zu reparieren. Da seiner Schätzung nach die Kosten in die Tausende gehen würden, bittet er die Gemeinde um ein Entgegenkkommen bei der Kurtaxe (da ja seine Gäste nichts von den Annehmlichkeiten des Kurorts Partenkirchen hätten) und er möchte einen kleinen Verkaufsraum für Turisten bei seinem Turbinenhaus einrichten.

Und, ganz modern, schlägt er vor, alle Betroffenen zu einer Aussprache darüber einzuberufen.

  

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 4. September 1925 wendet sich Georg Frey an Gemeinderat Partenkirchen und bittet um Rückerstattung der einbezahlten Kurtaxe, wohl um die 126,60 Mark. Vor allem auch wegen seiner Aufwendungen für den Unterhalt des Hohen Wegs.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 27. September 1925 bricht im 1. Stock der Gaststätte und Pension aus ungeklärter Ursache ein Brand aus. Vermutet wird ein Blitzeinschlag an diesem Gewittermorgen.
Alle Gäste konnten sich retten, der Reintaler Hof brannte jedoch vollständig ab.


Nach dem großen Brand - Der Reintalerhof 1925

Nach dem Brand: Nur noch die Grundmauern und der Kamin des zweiten Gebäudes stehen noch.

Der Brand des Reintalhospizes 1925 im Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten

(Objektnummer 295 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 30. September 1925 schreiben die München Neueste Nachrichten:

"Brand des Raintalerhofs
Bis auf die Grundmauern zerstört
Am Sonntag in den frühen Morgenstunden ist die Gaststätte und Pension Raintaler Hof (früher Hospiz) bei Partenkirchen vollständig niedergebrannt. Der Brand wurde früh 4 Uhr bemerkt, das Feuer griff so rasch um sich, daß um 6 Uhr nur mehr ein Trümmerhaufen von dem Anwesen übrig war, aus dem nur noch ein paar Grundmauern und die stehengebliebenen Kamine herausragten. ..."

 

Marmorfund im Reintal

Im Jahr 1925 fand man im Reintal, nicht weit vom Reintalerhof entfernt ein Marmorvorkommen, das prächtige Farben zeigte: Helles Weiß, zartes bis kräftiges Rot und grauer, teilweise schwarzer Marmor.
Dieses Marmorvorkommen zieht bis hinauf ans Kreuzeck.
Aber weder der Bau der Kreuzeckbahn, noch das Errichten von Straßen gaben einen Anlass, den Marmor abzubauen.
Und so ruht der Reintaler Marmorschatz, wie andere auch noch nicht entdeckte Schätze, ungestört im Berg.

(Andreas P. Kaiser; Unterwegs in Werdenfels; BOD 2010, Seite 134)

Blick ins Rainthal vom Forsthaus Graseck

Diese Karte wurde 16. August 1926 an den Herrn Ober-Postpraktikanten Krähe in Chemnitz geschickt. Man schreibt:
"Ehrwald an der Zugspitze (in einer der großartigsten Lagen der nördl. Kalkalpen)
Nach herrlicher, theilweise etwas anstrengender Wanderung sitze ich beim Tyroler Special - einer besonderen Sorte Rothwein - und esse mich fast arm dabei, solchen Hunger habe ich. Vor mir erglänzen die umliegenden wildverzackten Bergesspitzen im Golde der untergehenden Sonne und auch bei mir beginnt sich die Nase zu röthen, nachdem ich nun beim 1. halben Liter Rothwein angekommen bin. Heute war herrlichstes Wetter."

Ein interessantes Dokument:

Im Januar 1926 wird dem Schlossgut Elmau, dem Dr. Johannes Müller vom Forstamt gestattet, im Winter mit einem Raupenschlepper das Sträßchen von Klais nach Elmau zu befahren.

Ein Präzedenzfall, auf den sich in den nächsten zwanzig Jahren auch die Besitzer des Reintalerhofs beziehen werden.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Im Februar 1926 schreibt die Kutscher Innung von Garmisch-Partenkirchen an den Gemeinderat von Partenkirchen:
Denn das Kutschergewerbe kämpft um seine Existenz!
Und das, weil es der Konkurrenz des Automobilverkehrs nicht mehr gewachsen ist.
Man befürchtet, dass in absehbarer Zeit viele Kutscher der Gemeinde zur Last fallen werden, wenn es durch behördliche Maßnahmen nicht gelingt, dem Verfall entgegenzuwirken.

Als Hauptstützpunkt für seinen Existenzkampf sieht das Kutschergewerbe die baldige Erbauung der geplanten Reintalstraße.

In großer Weitsicht mahnt das Kutschergewerbe schon 1926, dass das Autopublikum nur noch von einem Ort zum anderen rast und für einen Kurort nicht sonderlich nützlich ist.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

  

Im März 1926 schreibt man Herrn Frey, dass er vom Staatsministerium für Soziale Fürsorge nur mit einem gewöhnlichen Zuschuss für die Erbauung der Straße in Reintal rechnen kann.
Ein Baudarlehen vom Finanzminsterium wird er wohl nicht bekommen.
Insgesamt kann Frey von nur mit einem Sechstel der Baukosten an Zuschüssen rechnen.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

 

Der Wiederaufbau des Reintalerhofs begann im April 1926.
Es entstand ein "Bauwerk nach Südtiroler Art" mit der Hauptfront nach Süden, mit Arkaden und Veranden, einem flachen Schieferwalmdach und um das Haus laufenden Balkonen.

Doch die Probleme mit dem Weg gehen weiter:
Am 21. Juni 1927 wendet sich G. Frey wieder an den Gemeinderat von Partenkirchen. Er berichtet davon, dass sich der hohe Weg nun in völlligem Zerfall befindet und bittet die Gemeinde um einen Zuschuss zur Reparatur des Wegs.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

  

Schon zwei Tag später wird im Gemeinderat beschlossen, G. Frey und Martin Leismüller einen Zuschuss von 100 RM zu gewähren.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Der Reintalerhof nach dem Neubau um 1927

Auf dieser Karte findet sich der Vermerk:

"Zur Partnach Klamm und von dort durch das Raintal für Mittagstisch gegangen.

den 27. 7. 27"

Das Alpenhotel Raintaler Hof (Vormals Hospiz)

Das Alpenhotel Raintaler Hof (vormals Hospiz) wird nun mit Zentralheizung, fließendem Wasser und Bad beworben.
Die Postkartenhersteller greifen zu einem Trick:
Der Reintaler Hof wird vor die Kulisse der Alpspitze kopiert.
In Wirklichkeit ist die Sicht hier gegen Süd-Osten, die Alpspitze befindet sich im Rücken des Betrachters, bzw. Fotografen. Weiter wird die Fälschung am hier weiß gebliebenen Hintergrund auf der rechten Seite des Balkons im ersten Stock deutlich erkennbar.

Am 17. Oktober 1927 trifft im Bezirksamt Garmisch-Partenkirchen ein Telegramm aus München ein. Angekündigt werden für den nächsten Tag um 7.43 Uhr eine Pioniereinheit mit einem Beamten, einem Offizier und sechs Mann.
Diese sollen Absteckungsarbeiten am Hohen Weg durchführen und im Reintaler Hof einquartiert werden.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden am 26. Oktober 1927 beschrieben:

Es wurde eine neue Trace (=Trasse) für den Hohen Weg festgelegt. Im Frühjahr 1928 wollen die Pioniere weitere Arbeiten vornehmen.
Notwendig ist nun, die im Wald und am Straßenkörper befindlichen Pflöcke unverändert zu lassen.
Und an der Brücke kurz nach dem Abzweig von der Wildenauer Straße ist ein große Loch eingebrochen, das besonders in der Nacht und bei Schnee für Unglücksfälle sorgen könnte.
Eine umgehende Ausbesserung wird angeraten.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 8. November 1927 schreibt dann das Bezirksamt Garmisch an den Gemeinderat Partenkirchen zur Verbesserung der Wege ins Reintal.

Es wird festgestellt, dass der Weg ins Reintal den Verkehr mit Tieren praktisch nicht mehr gestattet, weil das Anfangsstück mit 30% Steigung viel zu steil sei. So komme es immer wieder zu tödlichen Unfällen mit Kühen und Pferden.
Die Versorgung der Gasthäuser und Unterkunftshütten im Reintal ist dadurch erschwert und wird auch verteuert.
Und durch die Eröffnung am Kreuzeck mit seiner besseren Versorgung hat der Besuch im Reintal schon spürbar nachgelassen.
Eine komplett neue Straße sei wohl notwendig, kann aber in absehbarer Zeit aus Mangel an Finanzmitteln nicht gebaut werden.
Deshalb habe man die Pioniere kommen lassen, damit das Anfangsstück der Straße entschärft und eine geringere Steigung mit 20% bekomen solle.
Die Verhandlungen seien noch im Gang, aber dann sollten im nächsten Jahr ca. 80 Pioniere kommen und das neue Teilstück freisprengen.

Nun geht es darum zu klären, ob die interessierenden Kreise in Partenkirchen diese Baumaßnahmen zumindest moralisch unterstützen würden. Das Bezirksamt glaubt auf jeden Fall, dass die Bereitstellung einer fahrbaren Straße ins Reintal von allgemeinem öffentlichen Intresse ist.
Weiter soll die Gemeinde Partenkirchen nun mitteilen, wem der Grund gehört, auf dem die neu ausgepflockte Trasse liegt.

   

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Und tatsächlich beschließt der Gemeinderat Partenkirchen am 21. November 1927, dass ein öffentliches Interesse an der Verbindung ins Reintal besteht, dass die geplante und bessere Webverbindung - wenn sie auch nur ein Notbehelf sein kann - begrüßt wird, und dass
eine wirkliche Lösung nur in der Erbauung einer Verkehrsstraße über den Kochelberg gesehen werden kann. Eine Lösung die aber angesichts des Geldmangels in absehbarer Zeit nicht verwirklicht werden kann.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Nun kommt wieder der Reintalerhof-Besitzer Georg Frey zu Wort.
Am 21. Januar 1928 schreibt er an den Gemeinderat in Partenkirchen:

Offenbar hat er sich einen Hanomag Raupenschlepper beschafft und fährt damit auf dem Hohen Weg zwischen Reintalerhof und Partenkirchen.
Nun scheint es Beschwerden der Holzfuhrleute gegeben zu haben und Frey erläutert in aller Ausführlichkeit die Vorteile seines Raupenschleppers.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

 

Nur vier Tage später, Gemeinderatsenscheidungen fielen damals wohl deutlich schneller als heute, bekommt Frey die Absage des Gemeinderats.
Es wird argumentiert, dass es zu einer Beeinträchtigung der anderen Wegbenutzer kommen würde und das Befahren mit einem Raupenschlepper ginge weit über die eigentliche Zweckbestimmung des Reintalweges als Feld- und Holzabfuhrweg hinaus.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

  

Sofort geht es weiter:
Am 1. Februar 1928 meldet sich das Bezirksamt wieder und ist der Ansicht, dass die ganze Angelegenheit "amtlich noch nicht durchbehandelt" wurde.
Man ging von einem Probebetrieb aus hatte Georg Frey aufgefordert, einen Antrag auf Genehmigung zu stellen.
In den nächsten Tagen wurde eine Besichtigung des Weges und des Raupenschleppers an Ort und Stelle angeordnet, damit man möglicherweise eine beschränkte Verwendungsgenehmigung erteilen kann, um dem zweifellos bestehenden wirtschaftlichen Notstand abzuhelfen.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 9. Februar lädt das Bezirksamt den Gemeinderat Partenkirchen zur Besichtigung und Vorführung des Raupenschleppers am 17. Februar 1928 ein.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

  

 

 

  

 

 

 

Am 20. Februar 1928 fasst Ingenieur Thiele die Ergebnisse der Besichtigung und Vorführung zusammen.
Wegen Tauwetters war eine Befahrung der Steilstrecke nicht möglich. Allerdings konnte eine Vorführung zwischen Steilstrecke und der Partnachalm stattfinden.
Die Vertreter der Gemeinde und der Fuhrwerksbesitzer äußerten bei der Vorführung ihre Befürchtungen.
Das Forstamt hat keine Einwendungen und auch Ingenieur Thiele befürwortet eine Genehmigung. Dabei bezieht er sich auf die Genehmigung des Schlossguts Elmau und hat noch ergänzende Auflagen.

 

 

 

 

 

 

 

Und er legt ein Blanko-Genehmigungsformular bei.

 

 

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

 

 

Die endlose Geschichte um den Raupenschlepper geht am 23. Februar 1928 weiter.
Der Gemeinderat entscheidet erneut, dass der Reintalweg ein Feld- und Holzabfuhrweg ist und für eine Nutzung durch Motorfahrzeuge völlig ungeeignet.
Der Beschluss wird dem Bezirksamt Garmisch wieder vorgelegt.

Und es werden diverse Verwaltungsvorgänge bei Messungsämtern, beim Finanzamt, etc. angeordnet, um sicherzustellen, dass der Reintalweg ein Gemeindeweg ist.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

   

Am 28. Februar 1928 schickt Georg Frey seine Hausburschen zum Gemeinderat Partkirchen und bittet:

"An den Gemeinderat Partenkirchen,
das von mir seiner Zeit dem Gemeinderat Partenkirchen übergebenen Projekt einer Reintalstraße bitte ich den Überbringer dieses, meinem Hausburschen gefl. aushändigen aushändigen zu wollen.
Gg. Frey"

Der Hausbursche Anselm Wasl bestätigt auf dem Schreiben:

"Den Empfang des Projektes bestätigt.
den 29.Febr. 1929
Anselm Wasl"

Da hat Georg Frey wohl die Nase voll, von dem ganzen Projekt!

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 21. März schreibt die Gemeinde Partenkirchen an das Bezirksamt Garmisch und klärt aus ihrer Sicht, was denn nun Gemeindewege seien und was nicht und verweist dazu auf Entscheidungen des Bezirksamtes u. a. aus den Jahren 1894, 1901, 1906, 1907 und 1909.

 

Man kann wohl davon ausgehen, dass viele Konflikte rund um den "Hohen Weg" auch von Animositäten und "Wir-sind-wir"-Attitüde zwischen Bezirksamt Garmisch und Gemeinde Partenkirchen gespeist wurden.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Am 13. März 1928 geht ein Ablehnungsbescheid an Herr Frey.
Das Bezirksamt Garmisch erklärt, dass der Schlepperbetrieb aus technischen Gründen zugelassen werden könnte.
Aber: Der Weg ist zwar Gemeindeeigentum, aber nie zu einem Gemeindeverbindungsweg erklärt worden. Er muss deshalb von den Angrenzern unterhalten werden. Und diese Angrenzer und Fuhrunternehmer werden sich wohl gegen den Betrieb des Schleppers stellen.
Deshalb muss das Bezirksamt von einer Zulassung Abstand nehmen.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

   

 

 

Von möglichen Arbeiten der Pioniere, die ja für das Frühjahr 1928 angekündigt waren, ist nun in den Unterlagen nichts mehr zu finden.

Dafür gibt es ein Schreiben der Hochtief AG aus München vom 14. September 1928 an das Bezirksamt Garmisch-Partenkirchen.
Darin wird angekündigt, ein Projekt ausarbeiten zu wollen, das für spätere Verhandlungen dienen soll. Es soll eine Fahrstraße ind Reintal gebaut werden. Man geht davon aus, dass wohl alle beteiligten Anlieger das größte Interesse an einem Zustandekommen dieser Strassen haben werden.
Und man betont, dass Flurschäden in keiner Weise vorkommen werden.

 

 

 

 

 

Am 17. September 1928 leitet das Bezirksamt das Schreiben von Hochtief an die Gemeinderäte von Partenkirchen und Garmisch zur Kenntnis weiter. Man erklärt, dass es um eine Trasse über den Kochelberg gehen soll und dass es sich vorerst nur um Projektierungsarbeiten handelt. Die Angelegenheit eignet sich nach Ansicht des Bezirksamts in keiner Weise zur öffentlichen Diskussion oder für die Presse.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Der Reintaler Hof nach dem Wiederaufbau

Fast identische Karte wie oben, jedoch mit Inschrift "Alpenhotel Raintalerhof 100 m ü. M. b. Garmisch-Partenkirchen

Diese Karte wurde am 20. 8. 1928 verschickt. Man schreibt:

Frau Forstmeister Ginsberg
Hilchenbach. Kr.Siegen
in Westfalen.

Sonntag abend 5 Uhr

Liebe Eltern!
Soeben sind wir hier angekommen, um hier zu übernachten, denn morgen soll es noch zur Zugspitze gehen. Heute Mittag fuhren wir von Innsbruck mit der Mittenwaldbahn über Seefeld, Scharnitz(Grenze) Mittenwald nach Kranzbad, von dort 2 Stunden durch die Partnach-Klamm nach hier. Gestern waren wir in Igls. Es liegt sehr schön, aber heute scheint es nur Luftkurort für jeden zu sein. Das Wetter ist wunderherrlich. Wir werden
noch unnötiges Gepäck hier lassen können. Wir werden uns nur noch Nürnberg ansehn.

Viele herzliche Grüße

Irmgard und Fritz

Alpenhotel Raintaler Hof (vorm. Hospiz) auf einer Postkarte von 1928

Die gleiche Ansicht des Raintaler Hofs, mit der Alpspitze als Kulisse, wie die Karte oben.
Bei genauer Betrachtung wird erkennbar, dass es doch eine andere Aufnahme, bzw. eine andere Perspektive ist, aus der das Haus fotografiert wurde.
Auf der Vorderseite der handschriftliche Vermerk: unser neu erbautes Haus

Auf dieser Karte, die 1928 nach Bad Thal geschickt wird, scheint das Alpenhotel Raintalerhof nach hinten gekippt zu sein und die Fotomontage ist hier doch sehr deutlich zu erkennen.

Der Reintalerhof um 1928 - Das Alpenhotel vor der Alpspitze

Der Reintalerhof um 1928 - Das Alpenhotel vor der Alpspitze.
Der gleiche Trick wie auf den Ansichtskarten oben, nur noch um einige Grade "intensiver". Die Alpspitze scheint sich nun drohend über den Reintaler Hof zu beugen und fast die Dimensionen des Matterhorns, auf jeden Fall aber 4.000 mtr., zu erreichen.
Die Karte sollte den Daheimgebliebenen einen hochalpin-dramatischen Eindruck vermitteln.

 

 

Der Reintaler Hof um 1930

Diese Aufnahme stammt wohl auch aus der Zeit um 1930. Diesmal im späten Winter aufgenommen, man ahnt wohl schon den kommenden Frühling.
Der Alpspitzen-Verlag (Die Alpspitze wird für den Firmennamen vervielfältigt) von Ernst Nicolai benennt das Haus nun mit Gasthaus Raintaler-Hof.

 

Im Inneren dieses "Alpenhotels Reintaler Hof", bzw. "Rainthaler Hof" gab es neben einem großen Speisesaal und einem Gemeinschaftsraum insgesamt 18 Zimmer mit 32 Betten.
Für den Komfort sorgten eine Zentralheizung, die mit Kokskohle befeuert wurde, elektrisches Licht und fließend warmes und kaltes Wasser.

Der Reintalerhof in einer Panoramansicht

Das Alpenhotel Reintaler Hof inmitten der prachtvollen Berglandschaft.
Eine äußerst seltene Panoramakarte. Rechts unten der Bauernhof des Reintalbauern.
Am linken Bildrand das spätere "Jugendheim".

 

Der Reintalbauer um 1927

Der Reintal-Bauer auf einer Postkarte, die 1927 nach Dresden geschickt wurde.

 

Fröhliche Ferientage 5. VI. 27.

Liebe Martha! Befinde ich bereits in Garmisch-Partenkirchen. Von München aus per Zug nach Starnberg.
Am herrlichen See entlang zwei Stunden gelaufen. Dann im Auto bis hierher, nach den Alpen.
Wunderbar große Berggruppen. Übernachtung in einer Alphütte. 3 Tage.
Leider regnet es, was vom Himmel herunterwill und die Berge sind nur zeitweise sichtbar.
Trotzdem wandern wir heute noch nach der Zugspitze.

Viele Grüße und Küsse
dein Fred nebst Bruder

Der Reintalbauer um 1929

Der Reintal-Bauer, also der Bauernhof bleibt weiterhin ein Postkartenmotiv. Hier eine Karte, die 1929 in Mittwald gestempelt und verschickt wurde.

Die gleiche Karte, der gleiche Photograph, nur ein hellerer Abzug. Damals waren Postkarten (meist) echte Photographien, die alle einzeln belichtet, entwickelt und geschnitten wurden.

 

Je nach Quelle 1927 oder 1929 ging das Alpenhotel in den Besitz des Deutschen Metallarbeiterverbandes, dem Vorläufer der IG Metall, in Berlin über. Vorher hatte der damalige Besitzer Georg Frey vergeblich versucht, die Gemeinde Partenkirchen zum Bau einer neuen Straße über den Kochelberg zu bewegen, um die Versorgung des Hotels zu vereinfachen.

Ca. 1930 erscheint ein Führer durch Garmisch, Partenkirchen und das Gebiet der Mittenwaldbahn von Innsbruck bis zu den Königsschlössern,
von Alois Adam jun. mit interessanten Details.

Und wer Bedarf an Dauerwellen, etc. hatte, dem empfahl sich das älteste Spezial- Damen- und Herrenfriseur-Geschäft Rügemer-Seebach in Partenkirchen.

Das war durchaus auch ein Tourenziel vom Reintalerhof: Die Zugspitze!
Dort sah es zu dieser Zeit noch direkt aufgeräumt aus,
verglichen mit den heutigen "Hoch-"Bauten dort.

 

 

Blick von der Terrasse des Reintalerhofs zur Dreitorspitze. Wohl um 1930.

(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Im Februar 1931 schicken politische Freunde aus dem Christlich-Sozialen Volksdienst (CSVD) ihrem Kollegen Emil Hartwig eine Karte mit Genesungswünschen. Auf der Karte abgebildet ist das Ehepaar Stöcker vor der Alpspitze, in der Nähe ihres Rainthal-Hospizes. Die Aufnahme muss vor 1909 gemacht worden sein.

Im Hause Mumm,  20. II 31

Lieber Freund Hartwig!

Bei harmonischem Zusammensein im gastlichen Hause denken wir an unseren erkrankten Kollegen und grüßen ihn mit dem Wunsche baldiger Genesung.

Renken, K. Echte, W. Hennes, Simpfendörfer, Mumm, Treviranus,
A.B. Treviranus, Strathmann, R. Mumm

Die Unterzeichner sind fast alle Reichstagsabgeordnete, die aus der Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ausgetreten waren und den CSVD gegründet hatten. Sie hatten den Volksdienst gegründet, weil ihnen das Christlich-Soziale zu kurz kam und sie ihre evangelisch-fundamentalistische Herkunft stärker betonen wollten. Sie sahen sich in der Tradition Adolf Stöckers und verwendeten wohl deswegen auch diese Postkarte um an ihn zu erinnern.

Der Sozialdemokratische Pressedienst berichtet am 12. Februar 1932, unter dem Abschnitt "Gewerkschaftliche Rundschau" auf Seite 14 über den Raintalerhof: Der Sozialdemokratische Pressedienst berichtet am 12. Februar 1932, unter dem Abschnitt "Gewerkschaftliche Rundschau" auf Seite 14 über den Raintalerhof:

"SPD. Auch in den bayerischen Bergen gibt es Erholungsstätten, die nach dem wissenschaftlichen Urteil berühmter Hygieniker den Vergleich mit den winterlichen Sonnenkurplätzen der Schweiz sehr wohl aushalten. Dazu zählt in erster Linie der Raintalerhof, das Ferienheim des Deutschen metallarbeiterverbandes, das 2 1/2 Wegstunden oberhalb Garmisch-Partenkirchen an einem sonnenbestrahlten Südhang liegt. Die klare waldwürzige Winterluft macht den Aufenthalt zu einem wahren Gesundheitsborn. Der Freund des Wintersportes hat hier unerschöpfliche Gelegenheit zur Betätigung. Vom 8. Februar bis einschliesslich 15. März werden kostenlos ständige Skikurse für Anfänger und Fortgeschrittene unter Leitung sorgfältig ausgebildeter und geprüfter Skilehrer des Touristenvereins "Die Naturfreunde" durchgeführt.
Pensionspreise einschliesslich aller Nebenausgaben wie Kurtaxe, Bedienungsgeld, Sohuhputzen etc. je nach Zimmerlage Mk. 4,50 bis Mk. 6,00. Anfragen und Anmeldungen sind direkt an Hotel Raintalerhof Garmisch-Partenkirchen zu richten. Wer's machen kann, auf nach Garmisch-Partenkirchen! Vielleicht gibt es noch einige Sportidealisten, die nebenbei auch noch Sparkünstler sind. "

 

Die Zeitschrift "Der Wanderer" berichtet in ihrer Ausgabe vom Februar 1932, Seite 11 über "Ein neues Naturfreundehaus in Garmisch" und verknüpft die Existenz des neuen Hauses auch mit dem Reintalerhof.

Der Wanderer - 1. Ausgabe von 1932 berichtet über ein neues Naturfreundhaus

Das Alpenhotel Raintalerhof

1932 - Man schickt vom Reintalerhof Grüße an Herrn Dr. Offermann
in der Bayerischen Wollfilzfabrik in Offingen an der Donau.

 

Prospekt des Reintalerhofs um 1935

Ein Prospekt (Flyer würde man wohl heute dazu sagen) über das Alpenhotel Raintalerhof, wohl um 1930.
Das im Prospekt abgebildete Zimmer ist das Zimmer 9, das sich bis zum Ende des Reintalerhofs durch seine zwei Waschbecken auszeichnet.

Ein nettes Ausflugsziel vom Reintalerhof ist unter anderem die Hochalm.
In den dreißiger Jahren war die Hochalmhütte noch eine echte Hütte.

Der Reintaler Bauer gegen Oberreintal-Schrofen 2523 m, Zundernkamm, Teufelsgrat 2634 m und Hundsstall.
Eine Postkarte wohl um 1932, da die Telefonnummer vierstellig ist.

1932 machen die Eltern von Walter Weygold Weihnachtsferien auf dem Reintalerhof. Die Gäste sonnen sich ...

 

... und genießen die Aussicht!

2016 erscheint im Rowohlt Verlag das Buch von Stefan Aust, Hitlers erster Feind. Der Kampf des Konrad Heiden.
Konrad Heiden geb. 1901, gest. 1966,war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er war einer frühesten, kritischen Berichterstatter über die NS-Bewegung und schrieb 1936 die erste Biographie Adolf Hitlers.

In dem folgenden Auszug geht es um einen Besuch Heidens auf dem Reintalerhof:

"Im August 1932 traf Heiden den SPD-Politiker Wilhelm Hoegner im Reintaler Hof bei Garmisch. Er schrieb dort an seinem Buch "Geschichte des Nationalsozialismus". Ein Titel, der vor der Machtergreifung 1933 manchen Zeitgenossen etwas verfrüht erscheinen konnte.
Der Reintaler Hof war ein Einödhof aus dem 17. Jahrhundert, etwa 5,5 Kilometer südlich von Garmisch-Partenkirchen. Nach einem Brand im Jahre 1925 wurde das Gebäude im April 1926 nach Südtiroler Art mit Arkaden und Veranden, einem flachen Schieferwalmdach und um das Haus herumlaufenden Balkonen wiederaufgebaut. Es wurde ein kleines Hotel, das Ende der zwanziger Jahre in den Besitz des deutschen metallarbeiterverbandes, dem Vorläufer der IG metall in Berlin, überging. Auch die Sozialdemokratische Partei hatte einen Anteil an der Erholungsstätte, die, so die Gewerkschaftliche Rundschau im Februar 1932, "nach dem wissenschaftlichen Urteil berühmter Hygieniker den Vergleich mit den winterlichen Sonnenkurplätzen der Schweiz sehr wohl aushalten" könnte."

aus:
Stefan Aust, Hitlers erster Feind.
Der Kampf des Konrad Heiden

Copyright (C) 2016 Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages.

Am 25. August 1932 stirbt Reinhard Mumm.
Die Witwe Elisabeth Mumm, geb. Kähler, verkauft den Bauernhof danach, wohl im Sommer 1933, an den Bayerischen Forst.

In Briefen, die für ihre Kinder waren, schreibt Elisabeth Mumm 1933 und 1934 über die letzten Aufenthalte auf dem Reintaler Hof und ihre Sehnsucht nach dem Hof:

"Partenkirchen, den 22.1.33
Hier ist das Wetter herrlich. Ihr könnt es Euch nicht schön genug vorstellen, tiefer Schnee, blauer Himmel und strahlende Sonne. Ich genieße das alles vom Bett aus, denn ich habe auch richtig Grippe. Das Fieber habe ich bekämpft, aber ich fühle noch mein Herz und will vorsichtig sein. Justizrat Kern war schon zweimal bei mir, aber etwas Positives haben wir noch nicht geschafft. Der Forstmeister, der auch krank ist, hat gemeint, die Möbel könnten noch bis zum Sommer oben bleiben, vielleicht erreiche ich es, daß wir noch einmal im Sommer oben sind. Das wäre Euch sicher sehr willkommen. Unendlich schön ist ja die Gegend hier und für uns alle wird sie ja immer Heimat bleiben.
Vielleicht gelingt es Euch noch einmal, hier Fuß zu fassen, ich möchte es Euch wünschen."


"Partenkirchen, den 4.2.33
Heute morgen war ich trotz fürchterlichen Regens am Hochweg. So ganz allmählich habe ich herausbekommen, daß ein Fahrweg ins Reintal geplant ist und zwar durch Arbeitsdienst von Seiten der Gemeinde. Der Forstmeister hatte mir gesagt: "Nur bis zum Leismüller". Das kam mir aber verdächtig vor. Heute morgen besuchte mich Andreas Schnitzer von Wamberg und sagte mir, daß der Weg in 6 m Breite bereits gebaut wird. Da bin ich hinaufgestapft. ...so stehe ich vor der schwierigen Entscheidung, ob ich unter diesen Umständen so billig verkaufen soll."

"30.4.34
Heute ist die Sehnsucht nach Reintal sehr wach geworden, Herr v. Walter (Lic. Detlev v. W. aus Rostock, später Pfarrer in Mittenwald, dann Augsburg) schickte vom Walchensee ein großes Päckchen herrlichsten Enzians, der ganz frisch angekommen ist. Jeder hat in seinem Zimmer eine Schale, selbst Stubenrauchs (Geheimrat St. war der Nachbar in der Steglitzer Goebenstraße) gab ich noch einige Blüten. Diese Bläue erreicht doch sonst nichts in der Welt."

Mit freundlicher Genehmigung durch die Urenkelin von Elisabeth Kähler
und Reinhard Mumm, Frau Maike Mumm.


Im Oktober 1932 meldet sich der ehemalige Reintalerhofbesitzer Georg Frey, nun in Oberstdorf, Haus Alpina wieder in Partenkirchen, beim Bürgermeister Döllgast.
Ein neues Projekt für die Reintalstraße will er vorlegen. Nach seiner Einschätzung das beste bisher vorhandene Projekt, das von der Wildenauer Straße seinen Ausgang nimmt.
Er selbst habe alles Schritte schon vorbereitet, so dass keinerlei Vorarbeiten zu leisten wären und mit den Arbeiten sofort begonnen werden könne.

Am 22. November 1932 wird auf dem Schreiben bei der Gemeinde Partenkirchen vermerkt, dass Frey das Projekt noch nicht vorgelegt habe.

Weshalb sich G. Frey immer noch um die Straße kümmert, obwohl er ja schon vor Jahren den Hof verkauft hat, konnte ich bis heute nicht in Erfahrung bringen.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

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