Reintalerhof

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Strom- und Wasserversorgung Reintalerhof

Letzte Aktualisierung: 14. März 2023

Die Strom- und Wasserversorgung des Reintalerhofs ist  ein elementarer Teil der Geschichte des gesamten Hofes. Und nach wie vor ist es ein zentrale Thema für eine vernünftige Nutzung und Bewohnbarkeit des Reintaler Hofs.

Spannend ist das Thema, weil die hinter der Versorgung stehende Technik bis heute (noch) teilweise erhalten und zu besichtigen ist.
Allerdings werden durch verschiedene Straßenerhaltungsmaßnahmen etc. immer mehr Zeugnisse dieser Technik beseitigt.
Manche Artefakte lassen sich nun gar nicht mehr finden, teilweise kommen neue dazu.

Jetzt, im Frühjahr 2023 habe ich weitere Pläne und Informationen ausgewertet und diese Seite neu überarbeitet. Bald sind es dann 100 Jahre, dass die erste, mir bekannte Stromversorgung aufgebaut wurde.   

 

Elektrizität

Der erste Ausbau-Abschnitt ab 1924

 

Ab dem Jahr 1922 wird der Reintalerhof durch eine erste, profisorische Anlage mit Licht- und Kraftstrom versorgt.

Im September 1923 wird eine Grunddienstbarkeit beim Notar Brenner in Partenkirchen bestellt. Dabei wird ein neues Kraftwerk mit 2 PS Leistung für Licht(-zwecke) angekündigt. Die Grunddienstbarkeit geht an von Bülow. Für den Strom soll der Preis bezahlt werden, der in Partenkirchen verlangt wird. In der Grunddienstbarkeit wird auf einen Vertrag zwischen von Bülow und dem Ehepaar Mumm über den Strom verwiesen.

 

Am 3. Oktober 1924 wird ein "Übereinkommen" zwischen den Forstamt Partenkirchen und der Zugspitzhotel AG des Georg Frey getroffen.

Inhalt des Vertrags ist, das Frey vom Bauernhof-Pächter seinerseits ein Grundstück pachtet und einzäunen lässt. Irgendwelche Rechte hat er daran nicht, aber das Ehepaar Mumm darf dort weiter Holz einschlagen. Der Pachtvertrag geht bis zum 30. September 1928.
Georg Frey verpflichtet sich, an den Bauernhof und an das Hospiz kostenlosen Strom bis zu 3 PS zu liefern. Außerdem ist Frey verpflichtet, sich um die Post des Pächters Schoenmann zu kümmern.

Spannende Zeiten.

 

Im Sommer 1924 werden von den beauftragten Firmen die Pläne für das Trieb- und Kraftwerk im Wieselegraben erstellt.

Der Situationsplan im Maßstab 1:1000

Längen- und Querprofile des Wieselegrabens

Die Staumauer

Das Turbinen- und Generatorengebäude an der Partnach

Die Beilage zum Concessionsgesuch des Herrn Georg Frey

 

Die Planungen des Georg Frey werden in 1925 konkreter. Am 27. Oktober 1925 ergeht vom Garmischer Bezirksamt ein Beschluss.

Die Zugspitzhotel AG erhält die Genehmigung zur "Ausbeutung der Wasserkraft" des Wieselegrabens.
Die Anlage wird eine Nutzgefälle von 78,8 mtr. haben und die Kraft, also der Strom darf nur für den Reintalerhof genutzt werden. Ein Verkauf ist nicht erlaubt. Die Wassernutzungsgebühr wird mit stattlichen 160 M pro Jahr berechnet.
Der Betreiber hat weitere Pflichten, u. a. die Instandhaltung des Wieselegrabens vom Wehr bis zur Mündung in die Partnach.

Die weiteren Details sind im Beschluss links zum Nachlesen.

 

Im August 1926 wird dann ein Vertrag zwischen den Anliegern geschlossen.
Diese sind Dr. Reinhard Mumm, seine Frau Elisabeth Mumm (geb. Kähler), der Unternehmer Frey und der Pächter des Reintaler Bauernhofs, Alban Schoenmann.

Es geht um die Errichtung einer Stau- und Triebwerksanlage im Wieselegraben. Es soll eine Stauanlage und eine Druckrohrleitung zur Partnach hinunter verlegt werden. Dort soll dann ein Turbinenhaus mit zwei Generatoren errichtet werden.
Dem Forstamt sollen dafür für die Gebäude 5 M. und für die auf Staatsgrund aufgestellten Leitungsmasten 2,50 M, insgesamt also 7,50 M pro Jahr bezahlt werden.

 

Der zweite Ausbauabschnitt ab 1955

 

In 1955 beginnt eine neue Aera der Stromversorgung. Der Stromverbrauch ist gestiegen und es wird eine größere Wassermenge zur Stromerzeugung benötigt. 

Die gesteigerte Stromgewinnung soll durch die Entnahme von Wasser aus der Bodenlahne und der Überleitung dieses Wasser in den Stauweiher im Wieslegraben gesichert werden.

Alle aktualisierten Dokumente kommen in der nächsten Zeit ...

So sieht es 2011 an der Bodenlahne aus: Kein Holzziehweg ist mehr erkennbar, wie noch auf der o. a. Karte. von 1956 angegeben ist.

Nach kurzer Suche ist schnell dieser Brückenrest mit dem Wasserrohr, einem angeschweißten Eisenträger und einem Baumstamm daneben gefunden. Der Blick auf dieser Aufnahme ist in Richtung der Laubhütte.

Die Wasserentnahme von vorne

und von der Seite.

Die Wasserentnahme von "unten", links der Sand-Ablass-Schütz

und hier das Handrad, um den Wasserzulauf zum Wieslegraben zu steuern.

Das Wasser floss dann durch das Rohr zum Staubecken am Wieslegraben in der Nähe des Reintalerhofs. Dazu mußte der Weissgraben überquert werden. Bauliche Reste dieser Rohrbrücke konnte ich im Herbst 2011 nicht finden.

In das Staubecken floss also das Wasser aus dem Wieslegraben und sowie der abgezweigte Teil aus der Bodenlahne.

 

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Der Plan des Stauweihers im Wieslegraben.

 

Rechts der Einlauf des von der Bodenlahne abgeleiteten Wassers in den Wieslegraben mit der Staumauer im Hintergrund. Es ist ein U-förmiger, breiter Kanal aus Betonteilen, die aber jetzt, im Herbst 2011 sehr mürbe und zum Teil zerbrochen sind.

Die Staumauer mit einem Holzkasten, in dem wohl eine Steuerung eingebaut war.

Blick vom Graben auf die Staumauer.

 

 

 

Herr Paul Peter Freisl aus Garmisch schreibt mir: "In der Flurkarte mit den Eintragungen zum E-Werk ist mir aufgefallen, daß das Einlaufbauwerk des EW nahe dem Reintaler Hof als 'Tiroler Wehr' bezeichnet wird - dies ist falsch. Bei dem Tiroler Wehr (Überlaufwehr) handelt es sich um das Wehr in der Bodenlaine (s. o.), das Einlaufbauwerk zur Falleitung ins E-Werk ist ein normales Stauwehr."

Nachdem nun das Wasser im Staubecken gesammelt ist, floss es durch eine Rohrleitung zum Krafthaus an der Partnach.
Die Fallhöhe betrug 77 Meter.

An manchen Stellen der neuen Forststraße kann man das Rohr, bzw. Reste davon immer noch sehen.

Nördlich oberhalb des Reintalerhofs steht noch dieser Kasten.

Vermutlich eine Stromverteilung für das damalige Jugendheim?

Der Plan des Krafthauses.

 

 

 

Das E-Werk, das dann 1959 endgültig modernisiert war, hatte folgende Leistungen:

Drehstrom mit 400/231 Volt
Licht: 13,42 kW
Wärme: 68,80 kW
Motoren: 11,07 kW

Insgesamt 93,29 kW

Das Staubecken hatte einen Nutzinhalt von 200 cbm.

Und hier ein Blick in das Haus in den sechziger Jahren. Im Hintergrund der alte Generator, der 1959 im Zuge der Modernisierung der Stromversorgung ausgetauscht wurde.

Grundsätzlich liefen Turbine und Generator Tag und Nacht sehr zuverlässig. Trotzdem wurde die Anlage einmal wöchentlich vom Hausmeister gewartet. Einmal jährlich kam der Elektriker Kemmethmüller aus Garmisch-Partenkirchen und überprüfte die gesamte Anlage.

Mehr Aufmerksamkeit mußte dem Staubecken gewidmet werden. Dieser kleine Stausee, der im Sommer auch als (Kurz-, weil gräuslich kalt) Badesee genutzt wurde, mußte einmal wöchentlich, im Herbst auch noch öfter gereinigt werden, damit die Rechen nicht verstopften.

 

Das Krafthaus im Herbst 2011.
Verschlossen und unberührt.

Hier der alte Auslaufschacht, der noch offen war. Der spätere Auslauf wurde dann über ein Rohr unter dem Fahrweg in die Partnach geleitet.

Im Herbst 2014 ist das E-Werk, das sogenannte Krafthaus schon fast vollständig zugewachsen und überwuchert.

Der Baum liegt nun auch schon Jahre auf dem Dach und verwittert immer mehr.

 

Es gibt noch umfangreiche Informationen zu den wasserrechtlichen Verfahren und Genehmigungen, die zeigen, dass es immer schon schwierig und aufwendig war, in einer solchen abgelegenen Gegend zu wohnen und einen Hotelbetrieb zu unterhalten.
Heute wären die Aufwendungen noch um ein vielfaches höher.

 

Am 6. Oktober 1955 erlässt das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen einen Bescheid, u. a. nach § 5 der Vollzugsverordnung zum Wassergesetz (VVhWG):

Darin werden der Treuhandverwaltung der IG metall GmbH Erlaubnisse und Genehmigungen erteilt. Diese beziehen sich auf die Wasserentnahme, die Überleitung des Wassers und die Ausnutzung der Wasserkraft.
Von der Treuhand wurden im März, Mai und Dezmeber 1954 sowie im
März 1955 entsprechende Umbaupläne eingereicht.

In dem Dokument findet sich auch eine Beschreibung der Anlage nach 1925.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

  

Am 19. September 1956 hat dann das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen zu einer gemeinsamen Besprechung eingeladen. Für die Treuhand nahmen der Architekt Uhl, der Geschäftsführer des Reintalerhofs, Herr Schönbeck teil. Dann der Ingenieur Kilian als Planfertiger, vom WWA Weilheim Herr Heinloth und vom LA Garmisch-Partenkirchen die Herren
Dr. Preisenhammel und Zöller.

Die folgenden drei Punkte wurden erörtert:
1.) Abwasserbeseitigung aufm de Reintalerhof
2.) Wasserversorgung des Reintalerhofs
3.) E-Werk des Reintalerhofs

Es ging um umfangreiche Arbeiten, die zu erledigen waren.

Die Details sind in dem Dokument links zu finden.

(Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen)

Wasserversorgung

1956 wurde auch die Wassserversorgung aktualisiert, bzw. den Anforderungen der Zeit angepasst. Details dazu sind ebenfalls in dem o. a. Dokument zu finden. Quellfassungspläne konnte ich jedoch bislang nicht mehr finden.

Dafür hier Fotos der alten Wasserversorgungseinrichtungen

Abwasser

Über die frühe Abwasserversorgung scheint nichts bekannt zu sein.

In den Unterlagen finden sich erst 1956, im Rahmen des Wasserrechtsverfahrens, Angaben und konkrete Anforderungen.

Hier wird zum einen festgestellt, dass die von der Marktgemeinde erteilte "Genehmigung" vom 5. 8. 1952 nur die Genehmigung für die Benutzung des Strassengrundes des Hohen Weges darstellt. Davon völlig unabhängig ist die wasserrechtliche Erlaubnis, für die alleine das Landratsamt zuständig ist.

Weiter werden verschiedene Ausbesserungen an der bestehenden Kläranlage verlangt, u. a. eine Wartungsanweisung für den Kläranlagenwärter.
Das Wasserwirtschaftsamt hat weiter festgestellt, dass die vorhandene Kläranlage nur für 40 Personen ausreicht, sich aus den Zahlen der Fremdenbetten, des Personals und der Tagesgäste aber 80 Abwassereinheiten notwendig wären. Dafür sollte die bestehende Kläranlage auf etwa 16 cbm Nutzraum vergrößert werden.

Eine Versickerung der geklärten Abwässer in den Untergrund ist wegen der Bodenbeschaffenheit unmöglich.

Christine und Dieter Schober schreiben mir zum Abwasserthema im Januar 2015:
"Bezüglich der Kläranlage haben wir in Erinnerung, dass die Wartung durch den jeweiligen Hausmeister erfolgte. Wartung bedeutete jedoch nur, ob die
Anlage noch funktionierte oder bei Geruchsbelästigung (speziell im Sommer) wurde 'umgerührt'. In der Zeit, wo wir auf dem Reintalerhof waren, gab es weder eine Wartungsanweisung noch einen Kläranlagenwärter. Auch wurde in dieser Zeit weder die Anlage erweitert noch umgebaut. Evtl. wurde die Erweiterung vor 1960 durchgeführt. Sie wurde einmal jährlich oder nach Bedarf von einem Unternehmen aus Garmisch-Partenkirchen geleert (abgesaugt), meistens vor dem Wintereinbruch. "

 

 

Hier der Zustand der Kläranlage 2011.

 

 

Links der Schacht und das Entlüftungsrohr, noch ganz gut in Schuss.

 

 

 

 

 

Aber wenn man ein paar Schritte weiter macht, sieht man, dass die Wände der Anlage zu großen Teilen eingebrochen und verstürzt sind.

Allerdings scheint es den Fröschen in den dunklen Gewölben gut zu gefallen. Bei meinen Besuch waren viele anzutreffen.

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