Der ReintalerhofAbschnitt 2Dunkle Zeiten
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Während des dritten Reiches, ab 1934, gehörte der Reintalerhof der "Deutschen Arbeitsfront (DAF)", der von den Nationalsozialisten aufgestellten Nachfolgeorganisation für die verbotenen freien Gewerkschaften. Alois Schwarzmüller zitiert dazu in "Beiträge zur Geschichte des Marktes Garmisch-Partenkirchen im 20. Jahrhundert": „Am 11.3.33 unter Zuziehung der Gendarmerie von der SA Durchsuchungen in Garmisch nach Waffen … Durchsuchungen auf Anordnung der NSDAP in den letzten zwei Wochen in Garmisch bei Personen, die als Angehörige der KPD verdächtig waren … Die sämtlichen Durchsuchungen nach Waffen waren ohne Erfolg. Waffensuchungen und zugleich Suchungen nach Kommunistischen Flugschriften haben hier am 11.3.33 bei einer Reihe von Kommunisten unter Beiziehung eines größeren Aufgebots von SA- und Stahlhelmleuten stattgefunden. Erste große Aktion … Waffen wurden nicht gefunden. Am 12.3.33 ebenfalls mit SA und Stahlhelmleuten im „Reintaler Hof" (Deutscher metallarbeiterverband) nach Waffen gesucht. Gefunden wurden keine Waffen…" 28.03.1933 - Gendarmeriestation Garmisch/Partenkirchen an das Bezirksamt Garmisch "Das Bezirksamt Garmisch an das Staatsministerium des Innern zum „Verbot marxistischer Organisationen – Gewerkschaftsräume: a) Erholungsheim des Einheitsverbandes der Reichseisenbahner in Hammersbach … in den letzten vier Jahren erworben und erheblich ausgebaut … besitzt eine Vollkonzession, so dass es also auch Gäste, die nicht Gewerkschaftsmitglieder sind, dauernd oder vorübergehend aufnehmen und verpflegen darf … Der Betrieb gab an und für sich früher zu keinen Klagen Anlass. Seit 11.3. wurde auf Antrag des Kreisleiters Hartmann das Heim geschlossen. 04.04.1933 – Bezirksamtmann von Merz an das Staatsministerium des Innern, München" Im historischen Lexikon Bayerns findet sich die folgende Beschreibung: "Die Nationalsozialisten besetzten am 2. Mai 1933 die Gewerkschaftshäuser, beschlagnahmten die Vermögen der Verbände und übernahmen Organisationsstrukturen und Mitglieder in die neu ins Leben gerufene Einheitsorganisation "Deutsche Arbeitsfront" (DAF). Auch den 1929 vom Münchner DMV erworbenen Raintaler Hof bei Garmisch, der zum Ferien- und Schulungsheim ausgebaut worden war, okkupierte die DAF, um ihn als Berghotel zu nutzen. In den folgenden Monaten wurden zahlreiche Gewerkschaftsfunktionäre verfolgt, festgenommen, viele misshandelt und in Konzentrationslager verschleppt." |
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1933 bringt Hans Fischer den damaligen Führer der bayerischen SPD, Dr.Wilhelm Högner, und Dr. Franz Blum, den Chefredakteur der „Sozialdemokratischen Parlamentskorrespondenz", vor den Nazi nach Österreich in Sicherheit. Hans Fischer hatte Högner schon vorher bei einem Skikurs auf dem Raintalerhof kennen gelernt. Und auch nach 1945 arbeitet Hans Fischer nochmals auf dem Raintalerhof.
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Hier konnte und kann man losgehen: Durch die Partnachklamm zum Reintalerhof |
Am 18. Juli 1933, um 15.00 Uhr wird diese Karte geschrieben und dann am 19. Juli 1933 verschickt. Eine "Vanni" schreibt an ihre Mutter in Dresden: "Liebes Muttl, 14.15 erreichten wir unser Ziel, nachdem wir unser Schnitzel mit gemischten Salat verspeist haben, grüßen wir von unserer 5-stündigen Tour. Befinden wohl und munter. Das ist nun unsere letzte Tour gewesen. Mittwoch 9.05 Uhr nach München, vieleicht unterbrechen wir in Chemnitz." Auf der Karte immer noch das dramatisch überhöhte Motiv mit der Alpspitze im Hintergrund und der ausgeprägten Zeichnung, die für viele Karten und Fotos von Franz Hartl aus München typisch ist. Angezeigt wird das "Alpenhotel Raintalerhof, 1000m über dem Meer". Dass das Alpenhotel wie ein Fremdkörper wirkt, so als wäre es reinkopiert, fällt bei dieser Karte auch dem unbedarftesten Betrachter auf. |
Am 17. August 1933 wird in der Marktgemeinde Partenkirchen vermerkt, dass die Brücke über den Diesengraben im Zuge des Reintaler-Weges von der Gemeinde instandgesetzt wurde, um den Verkehr aufrechtzuerhalten. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Am 19. März 1934 meldet ein Polizeihauptwachtmeister an die Ortspolizeibehörde Partenkirchen Erdrutschungen am Hohen Weg. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
Ein interessante Karte vom 30. August 1934 |
Eine Karte mit dem Raintaler Hof, die im September 1934 verschickt wurde. Der Poststempel mahnt: |
Diese Gäste des Reintalerhofs vom September 1934 schreiben, dass sie in der Früh zu acht (wohl von Oberammergau) nach Schloß Linderhof gereist sind und dann weiter ins Reintal, wo sie nun übernachten werden. |
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Am 7. November 1934 schreibt das Bay. Forstamt Partenkirchen an den Marktgemeinderat Partenkirchen betreffs des Weg in Raintal, dass dem Forstamte Partenkirchen von der Landesforstverwaltung 3.000 RM für notwendige Sicherungsarbeiten zur Verfügung gestellt wurden. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Der Weg zur Partnachalm und zum Raintalerhof um 1936.
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Eine knapp gehaltene Karte nach München, in die Sommerstraße 24. |
Am 1. Januar 1935 wurde aus den beiden selbständigen Märkten Garmisch und Partenkirchen der Markt Garmisch-Partenkirchen. Wegen der im folgenden Jahr stattfindenden Olympischen Winterspiele 1936 schlossen sich die Märkt auf Druck der NSDAP zusammen. 1936 fanden dann die 4. Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen statt. Doch ich finde keine Informationden darüber, ob und wie der Reintalerhof, der zu dieser Zeit der DAF gehört, möglicherweise in den Ablauf und das "Drumherum" dieser olympischen Spiele eingebunden war. |
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Jugend der Welt - Winterolympiade 1936 in Garmisch-Partenkirchen
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IV. Olympische Winterspiele 1936 |
(Objektnummer 2216 - Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
In den 1930iger-Jahren wirbt die DAF mit dem Raintalerhof in Oberbayern. Der Prospekt bewirbt u. a. die Lage auf einer windgeschützten Hochalpe, den malerischen Hintergrund dieser herrlichen deutschen Erholungsstätte, die verschwenderisch verstreut liegenden Blumenteppiche, die volle Gebirgseinsamkeit. Der Pensionspreis für Mitglieder der DAF beträgt je nach Lage der Zimmer einschließlich Bedienung 4,50 bis 5,50 RM. Mehr dazu im Prospekt. |
Blick von der Westseite auf das Alpenhotel Raintalerhof. |
Hier beichtet eine Helga im März 1937, verbotenerweise in der Partnachklamm gewesen zu sein: "Liebe Tante Frieda, lieber Onkel Walter. Aus dem Urlaub die besten Grüße. Es ist wunderbar schön hier. Nur sehr weit von Ga.-Part. Heute war ich schon auf verbotenen Wegen nämlich in der Partnachklamm die wegen Eisabsturz gesperrt ist. Frohe Ostern wünscht Euch Beiden Helga" |
Und wieder taucht der Raupenschlepper auf: Am 11. Juni 1937 schreibt das Alpenhotel Raintaler Hof, nun ein Erholungsheim der Deutschen Arbeitsfront an die Orts-Polizeibehörde Garmisch-Partenkirchen: Das beigefügte, dreiseitige Gesuch ist ein spannendes Zeitdokument u. a. über die Belegung des Reintalerhofs und die Versorgung. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Aber leider - schon eine Woche später kommt die Absage (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
Und es geht weiter: Das Alpenhotel Raintalerhof versucht In mehreren Anlagen die mit dem Anschreiben beim Bezirksamt eingereicht werden, versucht man erneut, eine Genehmigung zu bekommen. Diese Anlagen sind ein hochspannendes Dokument über die Nöte und Sorgen der damaligen Zeit. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Am 12. August 1937 gib der Ingenieur Reichow ein weiteres ablehnendes Gutachten ab. U. a. hebt er darauf ab, dass vom Standpunkt der Naturfreunde es nicht zu begrüßen wäre, wenn Motorengeräusche und Motorgestank in das schöne stille Reintal getragen würden. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
Am 27. August 1937 schreibt der Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen handschriftlich an das Bezirksam: "An Bezirksamt Garmisch Partenkirchen samt 8 Belege in Rückverlage. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Es kommt wie es kommen muss, am 30. August 1937:
Doch irgendwann in der späteren Zeit müssen Fahrgenehmigungen erteilt werden sein. Dokumente dazu konnte ich nicht finden. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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Ein Ausflugsziel vom Reintalerhof aus: Die Almrestauration Gschwandnerbauer. Der Besitzer ist damals Johann Neuner. |
Februar 1938: Ein Anonymus schreibt an Frau Ziebeil in Berlin |
Eine seltene Winteraufnahme der Raintalerhofs. |
Eine ähnliche Aufnahme wie links, aber ein anderer Aufnahmezeitpunkt. Und ein Schorsch offenbart einem Joseph Koibl in Manching Details seines (zeitweisen) Liebeslebens: |
Hier kamen die Gäste auf dem Weg zum Reintalerhof (in der Regel) vorbei: An der Partnachalm! |
Hans, Vroni und Walter schreiben - mit etwas salopper Rechtschreibung - der lieben Anny: "Hier oben ist es herrlich. Wir wohnen in diesem Häuschen. Es ist 1 Min weg vom Alpenhot., dort dürfen nur O. T. schlafen u. Essen. Wir schlafen oben im Dach, dort ist ein Lager eingerichtet. Hans bleibt bis Donnerstag, den 17. Ob wir solange bleiben weis ich nicht. Kommt aufs Wetter an. Unter O.T. wird wohl die Organisation Todt zu verstehen sein? |
Der Reintaler Hof im Besitz der nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF). |
Dieses "hochalpine" Motiv ist wohl ein Dauerbrenner. Der Reintalerhof im italienischen Stil und der gefälschte Hintergrund werden von verschiedenen Postkartenherstellern verwendet. Die Karte wurde während des 2. Weltkrieg, am 14. 08. 1942 nach Selkmühle im Ostharz verschickt. |
Hier eine kleine Sammlung mit einer Postkarte und zwei Photographien, vermutlich um 1940. Ein Paar in Dirndl und Trachtengewand ruht auf der Wiese unterhalb des Reintalerhofs |
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Ein kleines Foto mit der Beschriftung: Beim Reintaler Hof Im Hintergrund Ohne Jahresangabe. Wohl um 1940 aufgrund des verwendeten Photopapiers Agfa Lupex. |
Die gleiche Karte wie links oben. Diesmal schreibt ein Hugo an seine Trudl: |
Mitten im Krieg geht diese Karte nach Athenstedt über Halberstadt: "Sende Ihnen von meinem Erholungs-Urlaub die besten Grüße, das ist unser Heim die Schneeberge rings herum es liegt 1000 m hoch, da mussten wir aber steigen. Heute Sonntag ist schlechtes Wetter, Regen und kalt, da sitzen wir 40 Frauen im Zimmer, da wird gesungen und erzählt. Essen gut, Zimmer und Bett schön." |
Der Reintaler Hof. Die Postkarte wurde 1944 verschickt. |
Ein seltenes Stück: |
Eine Aufnahme des Reintalerhofs vom Hang oberhalb, mit Blick nach Süden. |
Nochmals eine Postkarte mit einer Aufnahme des Reintalerhofs |
Der Reintalerhof im Winter. |
Die Terrasse des Reintaler Hofs im Winter. Diese Karte wurde im April 1939 verschickt. |
Eine höchst interessante Aufnahme, bzw. Fälschung: Die Mulis sind so eigenartig auf dem Weg drapiert, dass man gar nicht anders kann, als von einer Photomontage auszugehen. |
Der Transport mit den Mulis. Vermutlich um 1940 oder auch danach. |
Eine Karte, mitten im zweiten Weltkrieg verschickt: |
Im Dezember 2011 gelang es mir, ein komplettes Photoalbum zum Reintaler Hof zu bekommen. Es sind kleinformatige Photos von einem Aufenthalt im Oktober 1944. Der Photograph und Verfasser der Beschreibungen dürfte möglichweise aus dem Bereich des Riesen- und Isergebirges stammen, denn dort war und ist der Begriff der "Baude" als Bezeichnung für Berghütten gebrauchlich.Diesen Begriff verwendet der Ersteller des Albums gleich auf der ersten Seite. Um das komplette Album anzusehen, klicken Sie bitte auf das Album links unten oder die Titelseite rechts unten. Etwas düster wirken die Photos, zum großen Teil menschenleer ... Endzeitstimmung auch im Reintal zum Jahresende 1944. Die Raserei des europäischen Faschismus liegt in den letzten Zügen. |
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Selbstbildnis des Photographen. |
Der Raintalerhof im Oktober 1944. |
Blick von weiter oben auf den Raintalerhof. |
Und noch eine Aufnahme. |
Blick hinüber zum Reintalbauern. |
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Die Zeit des nationalsozialistischen Gewaltregimes ist in einigen Filmaufnahmen, z. B. der UfA Ton-Woche, die dann mit anderen Wochenschauen 1940 zur Deutschen Wochenschau zusammengefasst wurde, dokumentiert. Den Reintalerhof konnte ich bisher in keiner der frei zugänglichen Aufzeichnungen finden. Allerdings gibt es einige Berichte, vor allem zu Wintersportereignissen auf der Zugspitze und im Olympiastadion. Ich stelle einige dieser Aufnahme hier auf diese Seite, weil sie etwas von der Stimmung dieser Zeit zeigen. Vor allem das zum Ende des Krieges gezeigte Bemühen, dass doch alles seine Normalität habe, wenn doch so schöne Sportveranstaltungen durchgeführt werden. Gleichzeitig zeigt sich in allen diesen Berichten das wahre Elende und die Isolation Deutschlands, wenn bei den "Internationalen" Wettkämpfen nur noch Deutsche antreten oder ein Eishockey-Spiel zwischen dem SC Riessersee und Wien stattfindet. Riessersee hat damals mit 3:0 gewonnen. |
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Eine Deulig Tonwoche von 1933: |
Die UfA-Ton-Woche Nr. 483 von 1939: |
Die UfA-Ton-Woche 488 von 1940: |
Die UfA Ton-Woche 492 von 1940: |
Die UfA-Ton-Woche 497 von 1940: |
Die Deutsche Wochenschau 548 von 1941: |
Die Deutsche Wochenschau Nr. 698 von 1944: |
Die Descheg Monatsschau 23 von 1944 berichtet ebenfalls über das Eishockey-Spiel. |
Noch bis in die letzten Kriegstage hinein scheint der Reintalerhof als Erholungsheim durch die DAF genutzt worden zu sein. Über die letzten Kriegstage und die Übernahme des Reintalerhofs durch die Amerikaner habe ich bis heute keinerlei Unterlagen gefunden. Nach Martin Schöll wohnten nach dem Zusammenbruch einige Zeit Polen im Reintaler Hof.
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Ein letztes Dokument der vergehenden Zeit und gleichzeitig der Beginn der Nachkriegszeit für den Reintalerhof ist eine Anweisung des 1. Bürgermeisters von Garmisch-Partenkirchen am 25. Juni 1945. (Quelle: Marktarchiv Garmisch-Partenkirchen) |
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